Moin zusammen,
ich beschäftige mich gerade mit der Instandsetzung von Amal 376 Vergasern. Meistens sind die Gehäuse nicht nur verschlissen, sondern auch verzogen. Möchte man den Vergaser dennoch gerne weiter nutzen, sollte man versuchen ihn weitesgehend zu richten und sich danach erst um den Verschleiß kümmern. Man wird das Schleifen nicht vermeiden können, um die Geometrien wieder vollständig herzustellen. Jedoch wird durch das vorherige Richten der Materialabtrag verringert und das Gehäuse so nicht unnötig geschwächt.
In einigen Amiforen wurde sich mit den Thema schon häufiger beschäftigt, Phil und Wu gaben schon Hinweise darauf. Eine Methode hat mich dazu gebracht es selber auszuprobieren.
Natürlich ist der beste Weg der, sich einen neuen Amal Vergaser zu kaufen. Möchte man jedoch, so wie ich gerade, verschiedene Vergaser ausprobieren ist das Instandsetzen der alten Vergaser und das Kaufen des dann richtigen Vergasers in der richtigen Größe die schonende Variante für die Geldbörse
Die Anleitung ist hier am Beispiel eines 376, die Methode kann aber natürlich auch bei anderen Vergasern angewandt werden.
Abbildung 1: Benötigte Werkzeuge
Hier also noch die EInleitung, die schon tausendfach im Forum existiert
Die alten Amal Vergaser können sich durch zu festes Anziehen der Befestigungsschrauben am Zylinderkopf verziehen. Wird ein so montierter Vergaser über längere Zeit betrieben, kommt es infolge der Wärmeinwirkung des Motors und der Kriechneigung des Materials zur plastischen Verformung des Vergasergehäuses. Dadurch ergibt sich zum einen die Möglichkeit, dass der Motor durch den gekrümmten Ansaugflansch am Vergaser Falschluft ansaugt. Zum anderen kann die Gasschieberbohrung stark oval verzogen sein, sodass auch an dieser Stelle Falschluft angesaugt werden kann und es zudem zu ungleichmäßigem Verschleiß am Vergasergehäuse kommt. Das macht ein Feinabstimmen des Vergasers nicht mehr möglich. Außerdem kann eine verzogene Gasschieberbohrung zum Klemmen des Gasschiebers führen.
Ein Beheben des Verzugs kann nicht durch Schleifen der benannten Vergaserbereiche erreicht werden. Diese Methode schwächt das Vergasergehäuse zusätzlich und führt auf Dauer nicht zur Lösung der Probleme. Die erste und wohl beste Möglichkeit besteht im Neukauf eines Amal Vergasers. Damit hat man nicht nur das Problem des Verzugs, sondern auch gleichzeitig den Verschleiß behoben. Eine weitere Möglichkeit ist das Richten des alten Vergasergehäuses.
Abbildung 2: Optische Bewertung des Verzugs am Vergaserflansch
Zunächst sollte der Vergaser vollständig demontiert und gereinigt werden. Zum Reinigen hat Phil in diesem Beitrag schon etwas geschrieben. Danach sind der Verzug und der Verschleiß festzustellen. Dazu wird eine möglichst gerade Kante (Haarlineal, Stahlmaß, Messsieber etc.) quer über den Vergaserflansch gelegt und gegen das Licht gehalten, Abbildung 2. Wie auf dem Foto zu erkennen, ist am Lichtspalt zwischen Haarlineal und Flansch der Verzug zu sehen (es reicht den Verzug optisch zu bewerten). Danach wird die Gasschieberbohrung vermessen. In diesem Fall wird an drei Stellen in der Bohrung jeweils in Fahrtrichtung und quer zur Fahrtrichtung gemessen. Die Werte sind in der Abbildung 5 eingetragen.
Abbildung 3: Teleskoplehre in der Gasschieberbohrung
Abbildung 4: Abnahme des Maßes
Abbildung 5: Messwerte vor dem Richten
Das Werkzeug das zum Richten eingesetzt wird ist auf der nächsten Abbildung 6 zu sehen. Es handelt sich um einen Dorn mit Gewindebohrung, der in die Gasschieberbohrung geschoben wird und durch die der Vergaser mit der Flanschseite an eine Stahlplatte geschraubt wird. Zur Befestigung dient eine M12 Schraube, die durch die Stahlplatte in den Ansaugkanal des Vergasers geführt wird und im Gewinde des Richtdorns greift. Der Dorn sollte saugend in die Bohrung passen und sich beim Festziehen selbst ausrichten können (in der Bohrung rotieren). Die Stahlplatte darf nicht zu dünn sein, sodass sie beim Festziehen des Vergasers nicht nachgibt. Außerdem muss die Stahlplatte möglichst plan sein. Die gezeigte Platte wurde dazu überdreht, aber auch Fräsen oder Schleifen kann hier zum Ziel führen. Die angegebenen Maße geben einen Anhaltspunkt zum Bau eines eigenen Werkzeugs.
Abbildung 6: Richtwerkzeug
Im ersten Schritt soll der Verzug am Flansch korrigiert werden. Dazu wird der Vergaser wie beschrieben an die Stahlplatte geschraubt, zwischen Flansch und Platte wird an die äußeren Flanschkanten Fühlerlehrenband (hier 0,20 mm, Abbildung 7) gelegt. Dadurch wird der Flansch überdehnt und kann durch gefühlvolles Anziehen der zentralen Schraube gerade gezogen werden. Das sollte vorsichtig und in mehreren Schritten gemacht werden. Zwischendurch immer wieder den Vergaser abnehmen und die Ebenheit der Flanschfläche über die genannte Lichtspalt-Methode bewerten.
Abbildung 7: Richten des Vergaserflansches
Im nächsten Schritt wird der Vergaser ohne Fühlerlehrenband an die Stahlplatte montiert (Abbildung 8 ) und erwärmt. Der Vergaser sollte möglichst gleichmäßig auf 90-100 °C erwärmt und die Temperatur für 15-20 Minuten gehalten werden. Danach langsam abkühlen lassen und die Gasschieberbohrung nachmessen. Sollte der Verzug nicht behoben sein, kann dieser Vorgang wiederholt werden. Die in Abbildung 10 aufgeführten Werte zeigen eine nicht vollständig runde Bohrung, jedoch muss bei den Messungen auch der Verschleiß berücksichtigt werden, der in einem anderen Schritt gesondert angegangen wird. Zudem ist die Messmethode nicht fehlerfrei.
Abbildung 8: Richten der Gasschieberbohrung
Abbildung 9: Temperaturkontrolle
Abbildung 10: Messwerte vor (links) und nach (rechts) dem Richten
Abschließend werden die Dichtflächen auf einer Planplatte abgezogen (Abbildung 11), bis sie ein gleichmäßiges Schleifbild zeigen (Abbildung 12).
Abbildung 11: Abrichten der Dichtfläche
Abbildung 12: Gleichmäßiges Schleifbild
Der gerichtete Vergaser kann nun gereinigt und wieder montiert oder weiter überholt werden. Bei der Montage darauf achten, dass auch die alten Zwischenlagen (Hartgewebe, Dichtungen) möglicherweise krumm sind und ausgetauscht werden sollten. Die Hartgewebe Zwischenlagen können auch trotz augenscheinlicher Planparallelität unterschiedlich elastisch nachgeben und den Vergaser bei Montage direkt wieder verziehen.
Viel Erfolg!
Gebt mal Meldung, ob ihr das auch gemacht habt und ob es klappt. Oder man das besser nicht machen sollte
Anbei noch die PDF:
