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Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Donnerstag 31. März 2022, 12:31
von Alexander
Hallo Leute
Heute habe ich mir diesen 750er Atlas Zylinder auf den Tisch gestellt , um den vor dem Abgeben beim Schleifer noch mal in Augenschein zu nehmen . Ich hatte den Zylinder ehedem aus einem Konvolut und der hat jetzt grade das erste Schleifmaß .
Nun habe ich zu meiner Enttäuschung diesen Riss am unterem Bereich der Laufbuchse hinten Entdeckt . Damit hatte ich nicht gerechnet .
Ich habe bereits ein Stückchen Guss Kühlrippe an einem Zylinder Anschweißen lassen . Das hat auch seither gehalten .
Aber an dieser Stelle würde ich das eher nicht Riskieren ???
Wenn da infolge was Abbricht , dann könnte es den gesamten Motor zerhauen .
Was meinen die Metallurgen ?
Eventuell an der gestrichelten Linie das betrffende Stückchen aus der Laufbuchse extrahieren ?
Es betrifft jedenfalls nicht den Bereich der Kolbenringe . Zum Ölabstreifer unten ist noch ein guter Zentimeter Platz .
Bin mal gespannt auf eure Meinung dazu .
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Donnerstag 31. März 2022, 12:50
von Goldstar
Hallo Alexander,
ich bin zwar kein Metallurge, hätte aber keine Bedenken nach folgender Maßnahme.
Im Bereich Anfang und Ende des Risses, die Büchse mit einem 6mm Bohrer anbohren, bzw einen schönen Grater herstellen. Den ganzen Zylinder im Ofen auf 100 Grad anwärmen und dann einfach mit einem MAG Schweißgerät zwei dicke Schweißpunkte in die gesenkten Trichter setzten.
Beim Bohren würde ich aber zur Abstützung etwas passendes in die Bohrung stecken und nicht durchbohren.
Gruß Klaus
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Donnerstag 31. März 2022, 13:31
von Tim
Alexander hat geschrieben:Nun habe ich zu meiner Enttäuschung diesen Riss am unterem Bereich der Laufbuchse hinten Entdeckt . Damit hatte ich nicht gerechnet .
Ist aber ein Klassiker, ich hab zwei derartige Zylinder im Keller rumfliegen, einer wurde schon geschweißt - augenscheinlich von einem besoffenen Hillbilly irgendwo auf einer Farm in den Ozarks...
Es betrifft jedenfalls nicht den Bereich der Kolbenringe . Zum Ölabstreifer unten ist noch ein guter Zentimeter Platz .
Drei Möglichkeiten:
1. Reparaturschweißung, Bohren und Honen, dann wird der Zylinder schon ziemlich neuwertig enden - allerdings ist das Schweißen schon eine Herausforderung, einmal im Ofen anwärmen ist dem Guss bis zur Besinnungslosigkeit gleichgültig, wir reden da eher von 5-600degC
(Tante Edit hat mir grade noch geflüstert, dass man mit Grad Celsius und Kelvin aufpassen sollte ..... ) während des Schweißens, das ist sportlich in der Handhabung. Abgesehen von dem ganzen anderen Jadajada der handelsüblichen Schweißschergen über ölversottene unbekannte Legierungen ....
2. Auf den Support in dem Bereich verzichten, den Teil entfernen und die Kanten entsprechend sorgfältig brechen. Der Teil des Zylinders ist mechanisch nicht entscheidend, allerdings wird der Kolben an der Kante da durchaus arbeiten und entsprechend deutlich schneller verschleißen. Ist aber wohl tatsächlich bei gar nicht mal so wenig Kisten genau so gemacht worden - und funktioniert bei den minimalen Laufleistungen der meisten wohl auch halbwegs. Man soll es aber hören können, was ich angesichts der Lautstärke des Gaswechsels schon interessant finde...
3. Sleeven mit den bekannten Vor- und Nachteilen, da passiert genau dieser Schaden wohl auch ab und zu während der Bearbeitung, wenn es an der Stelle etwas dünn wird. Da muss dann die Buchse ohne den o.g. Support auskommen ....
Ich würde das Teil einem einschlägig bekannten Experten überantworten und dessen Rat folgen. Joes Neuzylinder sind ja leider optisch auf 850er getrimmt, insofern lohnt sich etwas Aufwand für das Teil wohl schon.
Tim
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Donnerstag 31. März 2022, 17:35
von Norton
Ich habe zwei Zylinder im Abstand von ca 15 Jahren mit Grauguss-Elektroden aufschweissen lassen.
Vor langer Zeit ein Commando-Zylinder, aus der Not heraus, weil es damals einfach (noch) keine Neu-Zylinder gab und gebrauchte halt auch rar waren.
Der Zylinder war genauso beschädigt, wie deiner. Ich hab die ganze Ecke entfernt.
Es gibt Grauguss als Schweisszusatz, Stabelektrode zum Lichtbogenschweissen. Hat ein Bekannter damals für mich gemacht. Den Zylinder hab ich erst mal strahlen lassen, mit einem grossen Gasbrenner haben wir ihn dann gut angewärmt, aufgeschweisst, wieder angewärmt und den Block dann in eine Asbestdecke eingewickelt und kalt werden lassen. Das Aufgeschweisste war weich, der Übergang zum Altmaterial war aber hart. Ich hab den Zylinder dann in einer Härterei noch mal auswärmen lassen. Neu lackiert, auf Übermass schleifen lassen. Fährt heute noch rum.
Von meinem Domi war damals auf einer Seite fast der halbe Kragen weg. Da für Domi ja zylindermässig Ebbe herrscht, blieb mir nichts andres übrig, als den gleichen Weg wieder zu gehen. Ich hab den Zylinder aber in Nürnberg in eine Schweisserei gegeben, der "Opa" (Seniorchef) hat das dann persönlich gemacht, Farbe war dann keine mehr dran, alles weggebrannt. Harte Stellen hatte der dann gar keine. Reichlich Überstand, das hab ich dann selbst nachgearbeitet und neu lackiert, auf Übermass schleifen lassen. Bin seit dem 20000km damit gefahren, unauffällig.
Schweisserei Michel, Nürnberg.
Sollte ich mal wieder vor dem Problem stehen, besorge ich mir solche Elektroden und einen Sack Grillkohle und mache das selbst.
Ich hab noch das Bild gefunden. Der Zylinder zum Nacharbeiten auf der Drehbank. Damals hatte ich grade keine Fräsmaschine.
Gruß. Martin.
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Freitag 1. April 2022, 08:41
von DukeVelo
Hallo zusammen,
hatte kürzlich genau an der gleichen Stelle bei einem Triumph Gußzylinder einen Riss, der zog sich zusätzlich noch horizontal an der Zylinderkante/Dichtfläche entlang. Habe den bei einem Laserschweißbetrieb machen lassen, der sich mit Guß richtig gut auskennt. Beim Laserschweißen wird kaum Hitze eingebracht und die Naht ist 1 - 2mm breit, das ist so genial gut geworden, ich musste nicht mal nachhonen. Der Laserschweißer hat eine ganz kleine Fase in den Riss gefräst und dann unter der Lupe geschweißt. Mittlerweile habe ich da die wildesten Sachen schweißen lassen, davon hab ich früher geträumt. Ich stell noch Bilder ein, muss die noch zusammen suchen.
Gruß Claus
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Freitag 1. April 2022, 09:56
von Tim
DukeVelo hat geschrieben:Habe den bei einem Laserschweißbetrieb machen lassen, der sich mit Guß richtig gut auskennt.
Hast Du da mal einen Namen? Ich hatte das nämlich vor einigen Jahren mal mit einem Dienstleister, mit dem ich im Job viel zu tun habe, besprochen, eben weil man mit dem Zusatzpulver die Temperatur-Problematik beim "regulären" Lichtbogenschweißen so schön elegant umschiffen könnte, der hatte da aber so richtig gar keinen Bock drauf (wobei das glaube ich eher an der "privater Kleinshyce-Problematik" lag, kann ich auch verstehen ....).
Tim
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Freitag 1. April 2022, 10:41
von DukeVelo
Tim hat geschrieben:DukeVelo hat geschrieben:Habe den bei einem Laserschweißbetrieb machen lassen, der sich mit Guß richtig gut auskennt.
Hast Du da mal einen Namen? Ich hatte das nämlich vor einigen Jahren mal mit einem Dienstleister, mit dem ich im Job viel zu tun habe, besprochen, eben weil man mit dem Zusatzpulver die Temperatur-Problematik beim "regulären" Lichtbogenschweißen so schön elegant umschiffen könnte, der hatte da aber so richtig gar keinen Bock drauf (wobei das glaube ich eher an der "privater Kleinshyce-Problematik" lag, kann ich auch verstehen ....).
Hallo Tim, ja ich hab einen Namen, Claus heiß ich...
Also, der Betrieb heißt LSB Schweißtechnik in 72336 Balingen. Macht natürlich schwerpunktmäßig Arbeiten für Industrie und Werkzeugbau. Da wir hier in der Region sehr viele Restaurationsbetriebe haben, hat er eine Ecke in der Firma, da liegen immer eine Menge Gußblöcke, Köpfe etc. von den 20er Jahren aufwärts und auch viel Alu Gedöns rum. Habe da einen Triumph Alukopf reparieren lassen, Loch im Einlasskanal durch die Rippen geschweißt und komplett fehlende Rippe (2. von oben) Bahn für Bahn aufgetragen, keine Nacharbeit nötig.
Gruß Claus
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Freitag 1. April 2022, 11:36
von Tim
DukeVelo hat geschrieben:
Hallo Tim, ja ich hab einen Namen, Claus heiß ich...
Öhm, Hallo, Claus....
Also, der Betrieb heißt LSB Schweißtechnik in 72336 Balingen.
....aber ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, aber der Name des Betriebs hat mich dann doch mehr interessert - gut zu wissen. Vielen Dank!
Tim
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Freitag 1. April 2022, 15:39
von Joachim
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Freitag 1. April 2022, 16:04
von Alexander
Hier schon mal ganz vielen Dank für die Diskussion und für die interessanten Firmennachweise .
Ich habe bereits gleich heute Nachmittag bei der Fa. LSB in Balingen Angerufen und die freundliche junge Frau am Telefon hatte keine Probleme darin gesehen , diesen "Kleinauftrag" Anzunehmen .
So habe ich dann noch per Email ein Foto vom Schaden und mein Anliegen per Schriftform übermittelt und werde Montag das Paket packen und das Teil einfach mal dorthin Senden , im Vertrauen darauf , das es auch heil dort Ankommt und noch geheilter wieder zu mir zurück .
Nach einem Preis habe ich vorab nicht gefragt , weil ich denke , das es einen schlechten Eindruck macht , als erstes immer danach zu Fragen . Ich hoffe indes , das ich es mir , bei aller meiner Bescheidenheit , werde Leisten können .
Weil der Zylinder nun erst das zweite Schleifmaß bekommen würde , wäre er es schon Wert , ihn nicht Aufzugeben .
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Freitag 1. April 2022, 16:34
von Tim
Bedankt!
Evtl. ist das ja was für die "Motoreninstandsetzer"-Ecke.
Tim
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Samstag 2. April 2022, 12:23
von jan
Alexander hat geschrieben:Ich hoffe indes , das ich es mir , bei aller meiner Bescheidenheit , werde Leisten können .
...zur Not machst Du hier einen Fundraising-Thread auf.

Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Mittwoch 27. April 2022, 14:36
von Alexander
Hier ist der 750er Zylinder nun wieder zurück . Und so sieht das nun aus . Die blaue Filzermarken , waren ehedem die Linie , wo ich das Stück Entfernt hätte , was dem Zylinder nun erspart blieb . Die Naht steht etwas erhaben über . Da der Zylinder jedoch sowieso noch auf das nächste Übermaß geschliffen werden muss , passt das schon auch .
Der Zylinder ist nun bei 73,5mm und dieses Maß ist halt so Ausgelutscht , das ich oben am Umkehrpunkt einen deutlichen Absatz fühlen kann . Es wäre jetzt eine gute Sache , wenn es Übermaßkolben gäbe , die in 0,25er Schritten gestuft wären . Das würde dicke Ausreichen und man könnte das Material erhalten .
Die Kosten für das Schweißen sind in Anbetracht des Wertes , der somit "Gerettet" werden konnte , völlig Ok , nicht zuletzt , wenn man sie in die Relation zu den Anteiligen Hin & Her Portokosten setzt , welche alleine ca. 1/3 der Gesamtposition Ausmacht .
Einzig etwas bedenklich erschien mir an der ganzen Action , der Rückversand zu mir : Logistik Fa. Gls hatte das Paket unangekündigt , sowie ohne zu Läuten und ohne Hinweis im Briefkasten , einfach vor der Werkstatttür Abgelegt , wo ich das Paket heute zufällig Entdeckte .
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Mittwoch 27. April 2022, 15:31
von Norton
Super Ergebnis!
Ich bin beeindruckt.
Gruß. Martin.
Re: Ein Unerwünschter Riss in der Laufbuchse
Verfasst: Mittwoch 27. April 2022, 22:08
von bosn
Jau,sieht saubär aus !