Re: Seen und gesehen werden
Verfasst: Mittwoch 11. Juni 2025, 11:28
Da wir mit Limone unser letztes Etappenziel erreicht hatten und bisher alles gut gelaufen war, konnten wir etwas durchatmen und beschlossen, die für den vorletzten Tag geplante Roundtour von ca. 240 Kilometern zu knicken und einfach eine deutlich kleinere Ausfahrt in die Berge zu machen, das Leben etwas zu genießen und dem Publikum am Lago zu zeigen, was wir für coole Typen sind. Das erste Zwischenziel war Santuario di Montecastello, eine kleine Kirche oberhalb des Sees in einer absolut atemberaubenden Lage:
Falls irgendeiner von euch Furzbirnen sich über meine etwas derangiert wirkende Erscheinung beim Erklimmen der Treppenstufen lustig machen möchte: ES WAR HEISS! SEHR, SEHR HEISS! AUSSERDEM HATTE ICH DIE BRUTALEN 30 HÖHENMETER VOM PARKPLATZ BIS DAHIN SCHON HINTER MIR! UND DER JÜNGSTE BIN ICH AUCH NICHT MEHR! REISST EUCH ZUSAMMEN UND HÖRT MIT DEM GEKICHER AUF!
Der Ausblick entschädigte für alle Mühe und als gläubiger Mann ließ ich es mir nicht nehmen, die Kapelle zu betreten und ein Dankgebet für das anstandslos und herausragend gute Funktionieren der treuen Nordhorn zu sprechen.
Weiter ging es zu einem traumhaft schönen, kleinen Örtchen namens Gargagno, wo wir uns im kleinen Sportboothafen in ein Cafe lümmelten und mit Seeblick Kaltgetränke einfahren konnten. Kaum, dass ich bei Ankunft von der Karre gestiegen war und die Mütze abgenommen hatte, redeten 5 einheimische Herren älteren Semesters brutal auf mich ein. Meinen Einwand, dass ich leider kein Wort verstehen, weil ich non italiano parlieren würde, ignorierten sie vollständig, strahlten mich an und redeten wild weiter. Ich glaube, die Norton gefiel Ihnen. Diese Episode gibt übrigens der Teil des Titels „und gesehen werden“ wieder. Mit so einem alten Motorrad wirst du gesehen und das finde ich sehr schön. Ich meine damit kein gesehen werden der Kategorie Besitzerstolz oder „kuckt mal alle, was ich für eine geile Karre habe und seid neidisch“, sondern die ehrliche Freude der überwiegend etwas älteren Menschen, denen du sofort ansiehst, dass sie mit so einem alten Fahrzeug wahrscheinlich irgendetwas verbinden, was schon ein paar Tage zurück liegt. Du holst Menschen kurz aus dem Alltag und nimmst sie mit auf eine kleine Zeitreise und das macht zumindest mich immer glücklich.
Irgendwann fiel mein Blick auf die Hafenmauer und ich schlug vor, dass wir die Karren da einfach für ein paar Fotos draufschieben. Die Einwände meiner Kollegen, dass die allzeit präsente Polizia Locale da eventuell Einspruch erheben könnte, wischte ich vom Tisch. Einfach machen, im Zweifelsfall dumm stellen und ein reumütiges Gesicht aufsetzen – ich kann ja nicht viel, aber das ist meine Königsdisziplin. Gesagt, getan:
Allen unter euch, die damit gestraft sind, dass sie ein sehr hässliches Motorrad fahren müssen, empfehle ich, das folgende Bild nicht anzuschauen. Ich kann nicht ausschließen, dass sonst schwere psychische Schäden bis hin zu Björnout-Syndromen und Depressionen die Folge sein werden. Für alle anderen: Schon geil, der Eimer, oder?
Übrigens: Der ganzen Pickelfressen-Generation, die die Handykamera ausschließlich dafür benutzen, um irgendwelche beschissenen Schmollmund-Selfies zu schießen (wer will so Bilder eigentlich sehen?) sei gesagt: Fotografieren ist genau wie Motorrad fahren Arbeit und erfordert hohe Konzentration, ein waches Auge und immer vollen Körpereinsatz. Ma eben aus der Hüfte geschossen wird auch immer so aussehen wie ma eben aus der Hüfte geschossen, wogegen man dem Endprodukt auch immer ansieht, wenn Arbeit drinsteckt:
Gruß,
Markus
Falls irgendeiner von euch Furzbirnen sich über meine etwas derangiert wirkende Erscheinung beim Erklimmen der Treppenstufen lustig machen möchte: ES WAR HEISS! SEHR, SEHR HEISS! AUSSERDEM HATTE ICH DIE BRUTALEN 30 HÖHENMETER VOM PARKPLATZ BIS DAHIN SCHON HINTER MIR! UND DER JÜNGSTE BIN ICH AUCH NICHT MEHR! REISST EUCH ZUSAMMEN UND HÖRT MIT DEM GEKICHER AUF!
Der Ausblick entschädigte für alle Mühe und als gläubiger Mann ließ ich es mir nicht nehmen, die Kapelle zu betreten und ein Dankgebet für das anstandslos und herausragend gute Funktionieren der treuen Nordhorn zu sprechen.
Weiter ging es zu einem traumhaft schönen, kleinen Örtchen namens Gargagno, wo wir uns im kleinen Sportboothafen in ein Cafe lümmelten und mit Seeblick Kaltgetränke einfahren konnten. Kaum, dass ich bei Ankunft von der Karre gestiegen war und die Mütze abgenommen hatte, redeten 5 einheimische Herren älteren Semesters brutal auf mich ein. Meinen Einwand, dass ich leider kein Wort verstehen, weil ich non italiano parlieren würde, ignorierten sie vollständig, strahlten mich an und redeten wild weiter. Ich glaube, die Norton gefiel Ihnen. Diese Episode gibt übrigens der Teil des Titels „und gesehen werden“ wieder. Mit so einem alten Motorrad wirst du gesehen und das finde ich sehr schön. Ich meine damit kein gesehen werden der Kategorie Besitzerstolz oder „kuckt mal alle, was ich für eine geile Karre habe und seid neidisch“, sondern die ehrliche Freude der überwiegend etwas älteren Menschen, denen du sofort ansiehst, dass sie mit so einem alten Fahrzeug wahrscheinlich irgendetwas verbinden, was schon ein paar Tage zurück liegt. Du holst Menschen kurz aus dem Alltag und nimmst sie mit auf eine kleine Zeitreise und das macht zumindest mich immer glücklich.
Irgendwann fiel mein Blick auf die Hafenmauer und ich schlug vor, dass wir die Karren da einfach für ein paar Fotos draufschieben. Die Einwände meiner Kollegen, dass die allzeit präsente Polizia Locale da eventuell Einspruch erheben könnte, wischte ich vom Tisch. Einfach machen, im Zweifelsfall dumm stellen und ein reumütiges Gesicht aufsetzen – ich kann ja nicht viel, aber das ist meine Königsdisziplin. Gesagt, getan:
Allen unter euch, die damit gestraft sind, dass sie ein sehr hässliches Motorrad fahren müssen, empfehle ich, das folgende Bild nicht anzuschauen. Ich kann nicht ausschließen, dass sonst schwere psychische Schäden bis hin zu Björnout-Syndromen und Depressionen die Folge sein werden. Für alle anderen: Schon geil, der Eimer, oder?
Übrigens: Der ganzen Pickelfressen-Generation, die die Handykamera ausschließlich dafür benutzen, um irgendwelche beschissenen Schmollmund-Selfies zu schießen (wer will so Bilder eigentlich sehen?) sei gesagt: Fotografieren ist genau wie Motorrad fahren Arbeit und erfordert hohe Konzentration, ein waches Auge und immer vollen Körpereinsatz. Ma eben aus der Hüfte geschossen wird auch immer so aussehen wie ma eben aus der Hüfte geschossen, wogegen man dem Endprodukt auch immer ansieht, wenn Arbeit drinsteckt:
Gruß,
Markus