Nachdem ich mich ja an anderer Stelle schon vorgestellt habe und 2 Threads angekündigt habe, hier die Nummer eins zum Thema durchrutschende Kupplung bzw. Abdichterei der vermeintlichen Trockenkupplung in der ölfeuchten Umgebung im Primärkasten.
Ich hatte das Internet und natürlich das Forum hier intensiv nach Beschreibungen und Lösungsansätzen zu dieser Problematik durchforstet und hatte doch, auch nach nächtelanger Surferei ( nein, nicht Sauferei……
Also : selbst mal den Kopfkasten angeschaltet und das ganze von der Wurzel angegangen.
Nachdem für mich klar war, daß die (meine ! ) Kupplung ( 850iger mit Bronze-Sinterscheiben ) vom Prinzip her eindeutig eine Trockenkupplung ist, musste eine praktikable Lösung her, die komplette Kupplung und damit den Kupplungskorb mit all seinen bewegten Teilen dauerhaft gegen die ölfeuchte Umgebung im Primärkasten abzudichten. ( Nach vorangegangenem zweimaligem Zerlegen, Reinigen und Entfetten der Kupplungsinnereien hatte ich jeweils nur für ca. 150km Ruhe und Spaß……dann ging die Rutscherei wieder los. Selbstverständlich hatte ich die Kupplung auch immer nach Vorschrift an der Druckschraube zur Kupplungsdruckstange eingestellt. )
Was ich letztendlich gemacht habe, hier in Schritten :
1. Kupplung zerlegt und Kupplungskorb ausgebaut.
2. Das offene Lager ( 6007 ) im Kupplungskorb ausgebaut.
3. Alle Teile sorgfältig gereinigt und entfettet.
4. Kupplungskorb und Kupplungszenter auf Abnutzungen an den Verzahnungen überprüft. Bei mir war ein neues Kupplungszenter fällig !
5. Die 4 Kupplungsstahlscheiben auf der Drehmaschine mit Schmirgelleinen leicht abgezogen ( angerauht )
6. In den Kupplungskorb ein neues, beidseitig geschlossenes Lager ( FAG 6007.2RSR ) eingebaut.
7. Die 6 Öl-Zulaufbohrungen um das Lager sowie die 6 Öl-Ausschleuderbohrungen im Umfang des Kupplungskorbes ( zwischen der mittleren und
hinteren Zahnkranzreihe für die Primärkette ) jeweils mit Silikon verschlossen ( min. einen Tag trocknen lassen ! )
8. Neues Kupplungszenter eingebaut.
9. Primärtrieb mit Kupplungkorb wieder montiert.
10. Die Kupplungdruckstange kupplungsseitig mit einem 15 mm breiten und auf Durchmesser 4 mm abgedrehten Einstich versehen. Beginnend etwa
30 mm vom Ende der Druckstange.
11. Aus ca. 2 mm dickem Dicht-Filz einen ca. 10 mm breiten Streifen geschnitten und so abgelängt, daß er eine „offene Hülse“ ergibt und sich die
Enden berühren, wenn man ihn um den neuen Einstich der Kupplungsdruckstange legt ( ähnlich wie bei den alten BMW /5 Getrieben ). Die
verbleibenden etwa 5 mm Luft im Einstich sollen etwa dem Weg der Druckstange im Betrieb entsprechen. Der Filz als Dichtung bewegt sich
somit nicht an der rauhen Innenseite der Getriebehohlwelle sondern die glatte Fläche im Einstich der Druckstange bewegt sich im Filz. Das sollte
den Verschleß des Filz gegen Null verringern.
12. Den Filz mit dickem Wälzlagerfett eingefettet , um den Einstich in der Kupplungstange gelegt und vorsichtig in die Getriebehohlwelle eingesetzt.
13. Ein Stück weicher Gummischlauch ( d = 5 mm ; D = ca. 10 mm ; aber ohne Metallverstärkung oder Metallgewebe !!! ) um ca. 1 mm länger als die
Kupplungsdruckstange aus der Getriebehohlwelle herausragt abgeschnitten und über die Druckstange gesteckt. Dies dichtet zusätzlich evtl.
austretenden Getriebölnebel zwischen der Getriebewelle und der Kupplungseinstellschraube ab.
14. Eine Dichtscheibe für die Diaphragma-Kupplungsfeder angefertigt ( INOX-Blech ; 0,2 mm Dicke ; D = 152 mm ; d = 42,6 mm ). Die Durchmesser
sind so, daß einerseits das Blech satt über die„Glocke“ mit der Kupplungseinstellschraube geht und andererseits am äußeren Durchmesser
gerade noch mit dem Sicherungsring für das Diaphragma mitgehalten wird.
15. Kupplung wieder wie üblich montiert und eingestellt.
16. Primärtrieb mit nur ca. 160 ml Motoröl befüllt.
Die Kupplungsinnereien sind jetzt mehr oder weniger gegen Ölnebel ( nicht Öl ! ) abgedichtet
Fazit nach bis jetzt ca. 600km seit der Modifizierung :
a. Kein Kupplungsrutschen mehr. Auch bei herzhaften Beschleunigungsvorgängen im 2. und 3. Gang bis an die Maximaldrehzahl.
b. Kupplung trennt sauber. Auch bei genügend Spiel am Kupplungsseil.
c. Butterweiche Kupplungsbetätigung ( wohl eher ein Nebeneffekt. Oder Einbildung
Ich möchte aber ausdrücklich betonen, daß die o.a. Modifikation in meinem Fall, bei meinem Motorrad und meiner Kupplung für Abhilfe der Rutscherei gesorgt haben. Auch schließe ich nicht aus, daß evtl. nur eine Sache der mehreren o.a. Änderungen den positiven Effekt erzielt hat. Es soll bei weitem nicht der Weisheit letzter Schluß sein. Vielmehr soll es Anregung für diejenigen sein, die sich ebenfalls mit dem Problem herumschlagen und nach weiteren möglichen Lösungsansätzen suchen.
Hope it helps !
Grüße aus dem Saarland !
Matz