das blinde Huhn ...

[TheMissingLink]

findet auch mal einen Korn.
Nee, eigentlich kein echter "Scheunenfund".

Alle paar Monate stehen ein paar Jungs aus dem Club aus dem Nachbarort bei mir vor der Tür, geiern nach meiner GT550. Nix da, so etwas verkauft man nicht.
Sabbeln noch ein wenig ... Bauer hat "irgendeine alte Triumph bei sich stehen".
Freitag am Abend, schon fast dunkel, vorbeigefahren. In seiner Scheune auf dem Hof, steht eine ohne Plane, total eingestaubt. Finger über den Chrome, keine Pickel, Lack ist OK, Sitzbank intakt.
Der Landwirt hatte sie Ende der 90er Anfang der 2000er gekauft, in den letzten 5 Jahren laut der Belege, die er alle gesammelt hat, fast 10k investiert und das shice-Teil läuft nicht, zuletzt ein bisschen gefahren vor ca 1,5 Jahren aufm Acker. Umgebaut auf Einzelvergaser.
Er dreht den Sprithahn auf, tupft und ich rieche es ... Pfui. Vergaser läuft über. Wann zuletzt getankt? Vor einem halben Jahr. Ok, wer nicht hören will, muss treten. Ich habe sie nicht anbekommen, meine XT immer auf den ersten kick.
Der Ärmste hat eine halbe Stunde versucht, sie zu starten, vergeblich.

Genau deswegen würde er sie abgeben wollen, Groschengrab. Im Hintergrund die beste aller Ehefrauen: "Mach, mach, sonst gibst Du keine Ruhe."

Gestern Nachmittag sind wir uns einig geworden. Für den Rest der Summe, die ich ursprünglich eingeplant hatte, fahre ich mit Frau und Kind in Urlaub, kaufe mir fehlendes Werkzeug, fast alle Verschleiss- und zur Not auch alle Chromteile.

Gestern das Drecksding abgeholt und nach Hause geschoben. Heute ein wenig geputzt, Chrome vollkommen in Ordnung. Einzelne Schraubenköpfe etwas Flugrost, ebenso leicht golden die Dämpferfedern.
Vergaser entlehrt, gelbe stinkende Brühe. Tank ist innen bereits beschichtet.
Tank einmal mit frischem Sprit durchgespült, Vergaser lief über wg nicht angezogenen Schrauben der Schwimmerkammer. Vergaser ausgebaut, einmal Ultraschall, wieder zusammengesetzt und die vorherigen Einstellungen hergestellt.
Frischen Sprit in den Tank, Vergaser geflutet. Nix. Batterie leer, 2 Stunden ans Ladegerät.

Erster Kick: Läuft. Stabiles Standgas erst nach einiger Zeit, das bekomme ich hin. Erste Testfahrt auf den befestigten Feldwegen: Geil. Motor keine Auffälligkeiten, Getriebe lässt sich wie Butter schalten, lediglich etwas fummelig den Leerlauf zu finden.

Irgendwie hänge ich jetzt genau in der Mitte zwischen Euphorie und schlechtem Gewissen dem Vorbesitzer gegenüber, zumal wir uns fast täglich über den Weg laufen ...

Papiere sind vollständig, ist eine 77er 750er.
Habe eben meine ersten Bestellungen abgeschickt: Alle Rastengummies und das vom Kickstarter sind nur noch Moosgummi. Neue Kerzen incl Reserve, Kerzenstecker.
Vorderradbremse muss ich mir anschauen, so gut wie keine Wirkung, mieser als die Xt_Trommel. Allerdings legt der Bremshebel auch keinen Weg zurück. Elektrik so lala, einiges mit diesen billigen Quetsch-Dingern. Motor und Getriebe sind dicht.
Demnächst werden die Gabelsimmerringe fällig, sie schmieren schon leicht, und der Hinterreifen ist eckig. Lenker ist nicht original, etwas zu flach nach meinem Geschmack. Das Original-Geweih soll es aber auch nicht sein. Einem (fast) geschenkten Barsch schaut man nicht in die Kiemen.

Und einen Kiste mit Kleinteilen hat er noch nachgereicht, Züge, kleine Chromteile, einige Schrauben, ein gebrauchter Kupplungssatz, Ventile

Wenn Die Teile da sind, ab zur Dekra und ...

Eigentlich freue ich mir DOCH den Hintern ab....

der horst

[Wuselwahnwitz]

Boah!!!

[bosn]

Bilder bitte !

[Heiko]

Man muss auch mal Glück haben… und wenn der Vorbesitzer die Geduld verliert?

[TheMissingLink]

Stimmt schon mit seiner Geduld. Dennoch...

Ah, ölwechsel, bremsfluessigkeit, Belaege.
Nicht auszudenken, was mir gefehlt haette mit einer Modern Classic!
Bülders kommen demnext, muss erst noch die Filme entwickeln...

[Phil]

Hoi Horst,

Glückwunsch zu Deiner Triumph, auch wenn der Schalthebel auf der falschen Seite ist.

...Im Hintergrund die beste aller Ehefrauen...

Was hast Du mit Susanne zu schaffen?

...Vorderradbremse muss ich mir anschauen, so gut wie keine Wirkung, mieser als die Xt_Trommel. Allerdings legt der Bremshebel auch keinen Weg zurück...

Ich drück' Dir die Daumen, was die Bremse angeht. Leider leider ist es aber so, dass die Sättel und die Bremszylinder lange Stillstandszeiten mit abgestandener Bremsflüssigkeit nicht immer gut wegstecken.

Nachdem Bremsen aber jetzt nicht so unwichtig sind für den sicheren Betrieb eines Mopeds und es für vergleichsweise wenig Geld Reparatursätze für die Sättel gibt, würde ich da Nägel mit Köpfen machen und die Sättel zerlegen, sauber machen, neue Manschetten geben und ggf. auch die Kolben in neu. Bei den Bremszylindern macht eine Überholung wenig Sinn, die bekommt man kaum zerlegt.

Wobei die Bremspumpe fürs Hinterrad zu wechseln kein echter Spaß ist...

Good luck und Grüße aus der weiteren Nachbarschaft

Ph.

[TheMissingLink]

Phil schrub: "... Susanne... "

Mist, wusste ich es doch, ein Doppelleben! Den Vertrag mit mir hat sie mit "Helena" unterschrieben.

Meine neue Schopping-Liste habe ich heute morgen aufgegeben... Unter anderem Rep-Saetze incl Kolben. Mit dem Ausbau und dem Zerlegen lasse ich es ankommen, habe gesehen, dass die Zangen auch nicht die Welt kosten sollte es zu schmerzvoll sein, wenn man sie nicht gerade wöchentlich tauscht.

Hach, ne fraese und ne Drehbank könnte ich auch noch brauchen, ein English wheel wollte ich schon immer....

[Phil]

...Unter anderem Rep-Saetze incl Kolben. Mit dem Ausbau und dem Zerlegen lasse ich es ankommen, habe gesehen, dass die Zangen auch nicht die Welt kosten sollte es zu schmerzvoll sein, wenn man sie nicht gerade wöchentlich tauscht...

Hoi Horst,

die Sättel sind in der Regel nicht das Problem, die kannste recht leicht zerlegen und mit neuen Kolben, falls die ollen korrodiert sind, und neuen Manschetten wieder zusammenbauen.

Der Bremszylinder aka Bremspumpe am Lenker kommt aus der Hölle, den würde ich tutto completto neu geben, weil mit dem Versuch, den Zylinder aus der Armatur raus zu bekommen und nur die eigentliche Pumpe zu ersetzen, verdirbst Du Dir beliebig viele Abende und kaufst am Ende eh neu.

Bei der Bremspumpe für hinten würde ich genauso verfahren. Da ist der Einbau arg beengt, es geht aber, nur auf die Federchen aufpassen. Dafür wird das Entlüften ein echtes Vergnügen, wenn Du die originale Bremsleitung dran lässt und nicht direkt mit einer Stahlflexleitung auf den Sattel gehst. Ohne so eine funky Bremsentlüftungspumpe à la MityVac bist Du da chancenlos.

Good luck und Grüße

Ph.

[TheMissingLink]

Danke, ich denke, ich werde ausnahmsweise mal auf einen Rat hoeren.

[der dicke Onkel]

Moin,
da mische ich mich auch mal ein
Phil hat völlig recht - die Bremspumpen (Geberzylinder) überholen zu wollen macht überhaupt keinen Sinn ......... ich habe das bei meiner T140E (750ger - allerdings Bj `78 ) auch versucht. Letztendlich habe ich aber die Bremspumpen vorne und hinten als Komplettsatz neu gekauft, weil die originalen innen zu stark korrodiert waren - die hätten binnen kürzester Frist die Dichtmanschette des Geberkolbens wieder "aufgefressen" und die Bremse hätte wieder nicht ordentlich funktioniert.
Zwar habe ich vorher versucht, die Zylinderflächen innen zu honen - ich hab`so `ne entsprechend kleine Honale - aber das wird nix .... die Dinger sing meistens "hin"......... das Geld für den Rep-Satz kannst du dir also sparen.
An der Vorderradbremse habe ich allerdings nur den Geberzylinder ersetzt und nicht die komplette Bremsarmatur - bei mir ließ sich der Zylinder noch unter zuhilfenahme von Rostlöser und Wärme/Hitze relativ problemlos aus der Bremsarmatur schrauben (Achtung!!! nicht vergessen, vorher die kleine Madenschraube unten in der Bremsarmatur vorne sowie auch dem Halter für hinten, die den Bremsgeberzylinder in den Armaturen sichern sollen, heraus zu schrauben !!!).
Dafür habe ich aber als Ersatz die Edelstahlbremspumpen gewählt - in der Hoffnung, das die hygroskopische Bremsflüssigkeit nicht so schnell wieder dafür sorgt, das sich Rost durch aufgenommene Luftfeuchtigkeit in den Geberzylindern bildet.
Einsetzen der Geberzylinder in die Aluminium-Armatur vorne und den -Halter hinten natürlich mit keramischer Anti-Friction Seize - du kennst ja das Problem mit der Ionenwanderung zwischen edlerem und unedlerem Material (anschließend - nach ausrichten der Bremspumpen in den Halterarmaturen - das einsetzen und anziehen der Madenschrauben nicht vergessen !! ).

Die Bremssättel machen hingegen fast nie Probleme, die lassen sich zumeist relativ problemlos mittels Rep-Satz überholen ....... und falls doch, dann melde dich - ich hab` noch 3 oder 4 Stück dieser sauschweren Eisenschweine hier rumliegen.

Gruß
Arvid

[TheMissingLink]

Danke, Arvid, kuhl. Ich frage mich gerade, warum ich mir das workshop manual und Teilelisten besorgt habe, mit der Anleitung bekomme ich es auch blind hin

[TheMissingLink]

Ich habe es gewagt und die ersten ca 20km mit einer geliehenen roten Nummer zurueckgelegt.
Vorher die Oele und Bremsfluessigkeit gewechselt, home office sei dank habe ich immer etwas Zeit dazwischen.

Was auffiel, jedoch noch subjektiv, da ich gestern noch mit 115kg und fast 80 PS unterwegs war:

Die karre ist ja echt ein Baumstamm, nichts Schlenker in langen kurven, nichts wackelt. Fahrwerk erst einmal ok.

Die Leerlaufsuche nervt etwas, muss ich mir mal am Wochenende anschauen, würde laut belegen letztes Jahr erneuert.
Durchzug, naja, geht so, koennte trotz mehr als 180kg plus 80kg etwas besser sein.
Motor klappert, klopft oder klingelt auch im heißen Zustand nicht.
Auch wenn sie am Ende gut durchgewaermt war, bei 100km/h war Schluss, sie mochte nicht mehr höher drehen.

Todo fuer's Wochenende: Kerzen raus und bewerten, Vergaser (1x Ajmal-irgendwas) die nach dem ultraschall übernommenen Einstellungen verifizieren.
Zuendung und Funken prüfen, Kruemmertemperatur messen.

Ansonsten brachte mir vorhin der Postbote ein hypshes buechlein, Ian Fallon, 37 until today.
Dabei fiel mir auf, dass mein Schnäppchen eigentlich einen anderen Auspuff des bj 77 haben sollte. Verbaut ist die Form der 120er um 70 herum, also Zylinder mit langem schlanken Abgang.
Waere auch eine mögliche Ursache fuer die unwilligkeit. Abgesehen davon, dass es fürchterlich in den Ohren beim unwillig hochdrehen klingelt.
Hach, endlich wieder etwas zu tun!

[Mateo]

Hallo Horst,

bei 100 schon Schluss, das passt aber gar nicht......

Ich hatte bei meiner T140V mal ein recht ähnliches Problem, springt an, fährt, nix klappert, aber zieht nicht die Wurst vom Teller......
Nach längerer Suche stellte sich heraus, dass es die elektronische Boyer-Zündung war.... durch Überspannung hatte sich die Frühzündungsverstellung zerschossen...... leider irreparabel.... also neue Boyer rein (Boyer IV) und dann ging das wieder wie einst im Mai....

Je nachdem wie gross und schwer du bis sollte der Eimer auf dem Tacho schon so über 160 gehen, am besten aber nur kurz......

Keep us posted...... M.

[Wuselwahnwitz]

Öhm....da werkeln 5 Gänge in der Wäxellade (G-Triebe)....just saying...

Obwohl, 100 km/h macht man ja schon im 2.

[TheMissingLink]

80kg Lebendgewicht, sollte nicht so das Problem sein. Ich quäle nicht unbedingt gerne einen Motor durch auswringen. Einer der Gründe, warum ich mich für landwirtschaftliches Nutzgerät entschieden habe.

Ja, ich meine etwas von elektr. Zündung in den Unterlagen gelesen zu haben. Ich schaue morgen mal rein, was verbaut ist. Vorsichtig hätte ich zuerst auf Vergaser-Seite gesucht. Sind zwar geruchliche Kindheitserinnerungen, aber das Ding läuft entschieden zu fett, zumindest im Stand. Nu ja, kann auch durch mieses Zünden entstehen ...
Den Durchzug aus niedriger Drehzahl empfinde ich, wenn auch rustikal, so doch merklich. Lediglich oben heraus wird es zäh.
Beim Abblitzen sollte es ja zu sehen sein, wenn die Verstellung nicht mehr einwandfrei funktioniert. IST-Aufnahme ist nun erst einmal angesagt.

der horst