Kabelbaum / Schaltplan / Wiring Diagram

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Kabelbaum / Schaltplan / Wiring Diagram

Beitrag von T140-Oli »

Vorbemerkung: Wie allseits bekannt bin ich Laie und gebe hier nur die Gedanken wider, die mich bei der Planung und Anfertigung des Kabelbaums geleitet haben. Vielleicht ist das eine oder andere für Euch dabei, vielleicht auch nicht. Es ist definitiv keine Anleitung, die ohne eigene Gedanken 1:1 umgesetzt werden kann - das wäre auch nicht leistbar. Alles folgende bezieht sich auf bei mir auf Triumphs aus den späten 60ern und den 70ern im alltagstauglichen Setup mit Lichtmaschine, Batterie und elektronischer Zündung.

Und hier isser, mein Schaltplan (positive earth! Siehe auch unten viewtopic.php?p=190089#p190091)
Bild

Sorry für die Handzeichnung, ich will das noch mit irgendeinem Zeichenprogramm nachmalen und tausche das dann aus. Es folgen jetzt die Gedanken zu einzelnen Aspekten auf dem Weg zu einer neuen Elektrik.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 10:33, insgesamt 2-mal geändert.
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Make or Buy

Beitrag von T140-Oli »

Make or Buy: Für unsere Möhren gibt es (Nachbau-)Kabelbäume fertig zu kaufen. Wer ein leidlich originales Mopped hat, für den mag das eine valide Option sein. An meiner Trophy waren aber (trotz weitgehender Originalität) etliche Änderungen an der Elektrik:
  • elektronische Zündung
  • (Ochsenaugen-)Blinker nachgerüstet
  • Lichtmaschine plus Batterie (meine TR6C hat im Original keine Batterie)
  • Elektronischer Regler/Gleichrichter (statt Zener Diode)
Ein Komplettkabelbaum müsste also ohnehin nachgearbeitet werden (einige Kabel weg, andere dran...). Da kann man auch gleich von Null starten und komplett selbst bauen. Ist auch billiger.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 08:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Positive Earth?

Beitrag von T140-Oli »

Unsere Möhren haben ab Werk ja die Masse an Plus. Wenn man neu baut, könnte man das auf das (heute weltweit übliche) Masse auf Minus ("negative earth") umbauen. Beides funktioniert. Vorteil bei negativer Masse ist, dass etliche moderne Teile wie LED (Blinker, Birnchen, Armaturen) dann funktionieren, während man bei positiver Masse teilweise spezielle Teile benötigt (teuer, schwierig zu bekommen). Ich habe nicht vor, meine Oldtimer-Motorräder mit LEDs zu versorgen, daher bin ich bei positiver Masse geblieben. Für eine Mopete mit Rechtsschaltung finde ich das passender.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 08:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Farben

Beitrag von T140-Oli »

Bei den Kabelfarben habe ich mich soweit möglich ans Original gehalten. Das hat den Vorteil, dass sich ein etwaiger Nachbesitzer leichter zurecht findet. Ich halte es insbed. für wichtig, rot als Masse-Farbe beizubehalten. Hier eine schöne Übersicht: Bild

Eine Bezugsquelle mit praktisch allen Karbelfarben ist Kabel Schmidt: https://www.kabel-schmidt.de/kabel-und- ... ugleitung/
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 09:23, insgesamt 3-mal geändert.
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Kabelquerschnitte

Beitrag von T140-Oli »

Viel hilft viel: Je dicker das Kabel, desto mehr Strom geht ohne Probleme (Erwärmung, Spannungsabfall) durch. Die Stromstärken in der Elektrik unserer Motorräder sind aber recht übersichtlich, schauen wir mal die wichtigsten Verbraucher an:
  • H4-Birne 60W, also bei 12V -> 5A
  • Blinker 21W -> 1,75A
  • Schlusslicht 5W -> 0,42A
  • Bremslicht 21W -> 1,75A
  • Elektron. Zündung ca. 10W (stimmt das?) -> 0,83A
  • Zündspulen 3 Ohm -> 4A
Zur Belastbarkeit gibt es Tabellen, z.B. hier
https://www.bayka.de/servicebereich/tec ... leitungen/

Selbst für den größten Verbraucher (H4 Birne) reicht also 1mm^2 Querschnitt. Wer Hosenträger zum Gürtel trägt, nimmt halt 1,5 mm^2. Sollen mehrere Verbraucher über ein Kabel (z.B. Masseanschluss Batterie), dann ist man mit 2,5 mm^2 auf der sicheren Seite.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 10:23, insgesamt 2-mal geändert.
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Sicherung

Beitrag von T140-Oli »

Passend zur obigen Abschätzung reicht eine einzelne Sicherung von 15A oder 20A. Im Manual der Triumphs wird 35A als Größe angegeben, aber hierbei handelt es sich um eine andere Spezifikation (Kurzzeitbelastbarkeit versus Dauerlast). Wer eine zu große Sicherung einbaut riskiert, dass ein Kurzschluss zu spät erkannt wird.

Ich verwende die im KFZ heute üblichen Stecksicherungen anstelle des originalen Glasröhrchens. Die Stecksicherungen sind robuster und im Bedarfsfall viel besser verfügbar. Eine Ersatzsicherung gehört immer ins Bordwerkzeug, klar.

Moderne Fahrzeuge haben mehrere Sicherungen für die verschiedenen Funktionen (Licht, Zündung, usw.). Ich bin bei einer einzelnen Sicherung geblieben, für die recht übersichtliche Elektrik der alten Engländer scheint mir das ausreichend. Und der Kabelbaum bleibt so einfacher.

Entgegen dem Original habe ich die Sicherung im Massekabel verbaut. Das hat folgenden Grund: Ein Kurzschluss ist eine Verbindung zwischen Plus- und Minuspol der Batterie. Damit die Sicherung einspringt, muss sie irgendwo in diesem Strompfad sitzen. Ob das näher am Pluspol oder näher am Minuspol ist, ist egal. Die Positionierung am Pluspol (bei positive earth) hat den Vorteil, dass die auch den Fehlerfall abdeckt, wenn Masse direkt mit dem Minuspol zusammen kommt, z.B. die metallische Sitzbank drückt von oben auf den Minuspol. Eine Sicherung im Masseanschluss der Batterie bekommt das wegverteidigt, eine Sicherung im anderen Ast würde diesen Schaden übersehen. Ob das ein relevanter Grund ist, mag jeder selbst beurteilen. Am besten vermeidet man jeden potenziellen Kontakt am Minuspol, indem man den z.B. mit Gummi abdeckt. Ich habe dazu ein Stück aus einem alten Schlauch ausgeschnitten.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 08:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Anschlüsse der Batterie

Beitrag von T140-Oli »

Über Batterien könnte man eine separate Abhandlung schreiben, mach ich aber nicht. In Bezug auf den Kabelbaum ist es aber wichtig, die Position der Pole zu berücksichtigen - nicht, dass zum Schluss die Wunschbatterie die falsche Orientierung hat. Für's spätere Handling hat es sich bewährt, die Batterieanschlüsse jeweils mit einem einzelnen (ausreichend dimensionierten) Kabel zu machen, die sich dann verzweigen. So ist der Batterie Ein- und Ausbau leichter.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 08:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Massekabel

Beitrag von T140-Oli »

Diese sind im Schaltplan meist nicht dargestellt. Theoretisch reicht es ja, überall Masse ans blanke Metall anzuschließen. Praktisch ist das keine gute Idee, weil die Leitfähigkeit oft nur unzureichend ist (Rost, Lack, Pulverbeschichtung...). Bewährt hat es sich, separate Masseverbindungen von der Batterie zu den neuralgischen Stellen zu führen:
  • zum Lenkkopf (dort Verzweigung zu allem Geraffel unterm Tank)
  • zum Lenker
  • Lampentopf vorne (man vermeidet so, dass der Strom über das Lenkkopflager fließt)
  • Motor (ich habe eine Masseverbindung an eine Motorhalteschraube gelegt)
  • Heckbereich (für Rückleuchte und ggf. Blinker)
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 09:02, insgesamt 2-mal geändert.
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Kabel verbinden

Beitrag von T140-Oli »

Crimpen oder Löten? Mein Votum geht klar zum Crimpen. Das ist einfach, robust, billig - ich sehe eigentlich nur Vorteile. Löten erzeugt eine starre Verbindung, die (Gerüchten zufolge) Vibrationen zum Opfer fallen kann. Als Stecker nehme ich die Japanstecker, die sind klein (eng wird's z.B. in der Lampe!) und robust und durch die Silikontüllen auch wasserdicht. Im Fahrzeugbau gibt es ja noch einen Haufen anderer Stecksysteme, die ich gar nicht überblicke. Wenn jemand da noch einen ultimativen Vorschlag hat, raus damit. Für meinen Geschmack ist man aber mit den Japansteckern sehr gut bedient. Zum Crimpen wird SeNü noch etwas schreiben (hoffe ich!). Man benötigt an Werkzeug lediglich eine Crimpzange (im Bild ein Low Cost Modell) und ggf. eine Abisolierzange.
Bild
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 09:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Schutzrohr

Beitrag von T140-Oli »

Generell sollten alle Kabel in einem Schutzrohr (aka Bougierrohr) geführt werden. Die blosen Kabel (nicht abisoliert und natürlich noch ohne Stecker) bekommt man da recht gut durchgeschoben. Für einen Kabelbaum benötigt man Schutzrohre für 1 bis etwa 6 Kabel, in Summe nur wenige Meter. Es gibt auch geschlitzte Wellrohre, die man nachträglich auf's schon installierte Kabel drauf bekommt, aber die finde ich nervig in der Anwendung und sie sehen am KFZ auch komisch aus (meine Meinung). Also lieber vorher das richtige Schutzrohr auswählen.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 09:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Vorgehen

Beitrag von T140-Oli »

Hier jetzt nochmal das prinzipielle Vorgehen
  • Am Anfang steht der Plan. Man kann mit dem Diagramm oben starten, muss das aber auf das individuelle Bike anpassen.
  • Start mit "Rückgrat", damit meine ich die Verbindung von der Batterie (meist unter der Sitzbank) nach vorne zum Lenkkopf. Denn hier laufen sehr viele Kabel parallel. Massekabel nicht vergessen, siehe oben. Kabel üppig überstehen lassen, passend gekürzt wird später.
  • Dann sukzessive die Peripherie an dieses Rückgrat anbinden.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 09:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Anpassungen/Optimierung

Beitrag von T140-Oli »

Der oben gezeigte Plan ist für meine Trophy. Folgende Punkte sind nicht enthalten, weil die TR6C die nicht hat:
  • Blinker hinten
  • Bremslichtschalter VR
  • Amperemeter
  • Killschalter
Weiterhin bleibt noch Raum für Optimierungen
  • USB+Voltmeter: habe ich nachgerüstet und separat an die Batterie angebunden. Das ist extrem praktisch als Stromversorgung für's Navi/Smartphone. Und das Voltmeter ist alleine schon Gold wert. Vor dem Start sieht man, ob die Batterie ausreichend geladen ist. Und im Fahrbetrieb zeigt das Ding dann recht schnell 14.6V an - wenn nicht, dann stimmt etwas mit der Lichtmaschine nicht. Die Dinger kosten keine 20€, das ist gut angelegtes Geld.
    Bild
  • Relais: Oft wird von Kontaktproblemen im Zündschloss berichtet, irgendwann erlebt das jeder mal. Im Plan oben geht der komplette Strom durch's Zündschloss, d.h. Kontaktprobleme verursachen hohen Spannungsabfall. Ein Weg, die Elektrik robuster zu bekommen ist, die "hohen" Ströme am Zündschloss vorbei zu leiten und das über ein Relais zu schalten.
  • mehrere Sicherungen: dazu habe ich oben schon etwas beschrieben, kann man machen, ist aber vielleicht ein bisschen over engineering.
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 09:07, insgesamt 2-mal geändert.
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Schlusswort

Beitrag von T140-Oli »

Hinweise auf Fehler oder Verbesserungsvorschläge immer gerne!

Grüße
Oli
Zuletzt geändert von T140-Oli am Dienstag 2. Mai 2023, 10:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kabelbaum / Schaltplan / Wiring Diagram

Beitrag von guzzimk »

Schöner Plan, Oli, hast dir viel Arbeit gemacht. Danke! :bindafür:

Ich stehe vor ähnlichen Überlegungen - aber ich würde auf 12V mit Minus an Masse umstellen, da einige meiner Leuchtmittel sehr empfindlich auf Vibration etc. reagieren - LED-Leuchtmittel sind mit Minus an Masse viel besser verfügbar und viel billiger.... :-k

Mehrere Sicherungen würde ich unbedingt einbauen, für mich keine "Übertreibung"...... :ebiggrin:

Relais sind sicher eine super Sache, aber als dauernder Elektrik-Novize bin ich da eher unsicher......(oder halt nur für das Licht :-k )

Danke und LG
Markus
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Re: Kabelbaum / Schaltplan / Wiring Diagram

Beitrag von T140-Oli »

Hi Markus,

danke für die Hinweise. Wenn du ohnehin einen Plan für negative earth und mit mehreren Sicherungen anfertigst, dann stell den gerne hier rein.

Grüße
Oli
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