Hallo Leute,
jetzt versuchen wir das mal mit den Standard-Reparaturanweisungen.
Eine wichtige Anmerkung dazu: Das How to-Ding soll zeigen, wie man das machen kann. Jedwede Verantwortung für die Richtigkeit des Vorgehens lehne ich ab, Ihr macht das ggf. auf Euer eigenes Risiko nach oder auch nicht. Korrekturen oder zusätzliche Anmerkungen sind willkommen und gern gesehen.
Es geht um eine BSA- und Triumph-Alugabel, will sagen mit den gegossenen Tauchrohren aus Aluminium, so wie sie bei den oif-Modellen zuerst kam, die späteren Scheibenbremsgabeln der Triumphen sind aber vom Aufbau her identisch und lassen sich genauso überholen. Die Scheibenbremsgabeln der Modelle T150, T150 und T160 haben nur andere, nämlich am oberen Ende zylindrische Standrohre, der Rest ist IME gleich, wenn man von den Gabelbrücken absieht.
Tante Edit greift noch das vom guten Ralph G. Wilhelm verlinkte Video auf, das den Aufbau der Gabel zeigt und wie die Teile zusammen gehören. Diese Visualisierung ist sicher hilfreich, wenn man das noch nie zerlegt hat.
http://www.youtube.com/watch?v=ZfVUVx9P_CM&t=11s
Man braucht dazu an Teilen:
ggf. Standrohre, wenn die vermackt sind, neue Simmerringe parts-# 97-4001 bzw. H4001 (ich hab' mit Ariete Simmerringen ganz gute Erfahrungen gemacht, deren Nummer ist ARI038), die dowty washers parts-# 97-4004 bzw. H4004, neue O-Ringe für den Dämpfer parts-# 97-4003 bzw. H4003 und ggf. neue Schrauben für die Dämpferstange parts-# 14-1019.
Werkzeug, das ich dabei nutze, wie abgebildet.
Zuerst lasst Ihr das Öl aus der Gabel ab, dann baut Ihr die Gabelbeine aus. Die zylindrischen Standrohre gehen meistens ganz gut aus den Brücken raus, bei den Standrohren mit den konischen Enden ist es a weng fummeliger. Am besten nimmt man einen ollen Gabelstopfen, an dem man den Sechskant abgedreht hat oder eben das Gabeleinziehwerkzeug wie abgebildet. Einschrauben, die große Mutter a weng nach oben drehen, oben drauf klopfen und schon rutscht das raus. Das Gewinde in den Standrohren sollte 1 3/16" mit 20 tpi sein, IIRC.
Die Schraube, die das Dämpferrohr unten im Tauchrohr sichert, hat einen Innensechskant mit 7/32". Ich mach' da gar nicht lang rum und rattere die immer stumpf auf, das geht prima ohne irgendwas gegenzuhalten, je nach Verfügbarkeit kann man dazu einen Druckluft- oder einen elektrischen/Akku-Schlagschrauber nehmen. Der unten im Tauchrohr befindliche dowty washer hemmt das Dämpferrohr am Mitdrehen, Schraube raus geht total easy so.
Dann kann man das Standrohr einschließlich des Dämpfers durch Auseinanderziehen vom Tauchrohr trennen.
Die alten Simmerringe raus machen ohne das Alu am Tauchrohr zu vermacken, wozu der zuvor abgebildete Haken ziemlich hilfreich ist. Legt ein Holz oder Alublech unter, wo der Haken sich abstützt. Dann das Tauchrohr erstmal tippitoppi saubermachen, Bremsenreiniger und Geduld sind Eure Freunde.
So sollte das am Ende aussehen.
Auf dem Bild sieht man auch ganz gut den Absatz, wo später der dowty washer zum Liegen kommt. Jepp, er gehört innen rein.
Danach den Simmerring eintreiben, entweder macht Ihr das mit einem entsprechenden Druckstück oder halt mit einem passenden Rohr. IIRC hat der Simmerring außen starke 49 mm, das Rohr sollte halt irgendwas im die 48,5 mm oder 49 mm haben. Probiert das einfach am Tauchrohr aus, bevor Ihr da mit dem großen Hammer drauf semmelt.
Jetzt tauscht Ihr den alten O-Ring am Dämpfer gegen einen neuen aus.
Wenn Ihr die Standrohre neu gebt, müsst Ihr an den alten die Stopfen am unteren Ende ausdrehen und in die neuen Standrohre einbauen. Das sollte aber kaum ein Problem darstellen, einzig sind die Flächen an dem Stopfen a weng seltsam geformt, mit dem Engländer aka Franzosen geht das aber ganz gut. Die Stopfen haben einen Einsatz aus Pertinax, der das Dämpferrohr ein wenig führt. Die Stopfen sind im nachfolgenden Phoddo abgebildet.
Jetzt kann man schon wieder an den Zusammenbau denken.
Ihr schmiert den O-Ring mit einem Hauch Gabelöl Eurer Wahl ein und schiebt den Dämpfereinsatz ins Standrohr. Aufpassen dabei, dass Euch dabei die kleine Feder (in der BSA parts list heißt das Ding recoil spring) nicht vom Dämpferrohr fällt. Der Sechskant oben auf dem Dämpfer hat 13/16" aka knappe 21 mm. Eine schlanke Kerzennuss mit 3/8"-Antrieb geht in der Regel in in das Standrohr rein, siehe Phoddo, wenngleich das auch die Position zum Anziehen des Dämpfers ist, einschließlich der gleich erwähnten Verlängerungsshow.
Später muss man den Dämpfer zum Anziehen eh festhalten, ergo mache ich da immer eine ziemlich gewagte Aktion mit Verlängerungen an die Kerzennuss ran. Am besten geht das auf dem Kopf, sprich man stellt die Verlängerungsshow auf den Boden, steckt dann den Dämpfer in die Kerzennuss und fädelt dann das Standrohr drüber, bis das Dämpferrohr aus dem zuvor erwähnten Endstopfen im Standrohr raus schaut. Jetzt könnt Ihr die Chose wieder hinlegen und die Gewindebohrung unten im Dämpferrohr sauber machen und mit Bremsenreiniger entfetten.
Danach schubst Ihr den dowty washer innen in das Tauchrohr rein. Am leichtesten geht das mit einem längeren Stab mit 6 mm Durchmesser, den Ihr von oben ins Tauchrohr und unten durch das Schraubenloch steckt. Dann den dowty washer drauf schubsen, und er eiert am Stab entlang in den zuvor bebilderten Absatz unten im Tauchrohr.
Den Simmerring einölen oder mit einem Hauch Fett versehen, ganz nach Gusto.
Jetzt bereitet Ihr die Innensechskantschraube, die den Dämpfer unten hält, für den Zusammenbau vor. Ihr putzt und entfettet das Ding.
Weil ich in de Vergangenheit auch schon Malesten hatte mit Gabelöl, das mir unten am Tauchrohr aus der Verschraubung gesabbelt war, montiere ich die Schrauben immer mit (niedrigfestem) Loctite und einem Hauch Silikon am Schraubenkopf. Das mag murksig erscheinen, aber es ist ein ziemliches Ärgernis, wenn das alles zusammen gebaut ist, und einen Tag später haste eine Pfütze neben dem Moped bzw. Öl auf dem Vorderreifen.
Der dowty washer dichtet zwar den Dämpfer zum Tauchrohr ab, aber das Öl kann auch entlang des Gewindes der Verschraubung raus sabbeln. IIRC hatten die später bei die Triumphen im workshop manual auch Loctite empfohlen.
Tante Edit greift noch den Hinweis von Öko-Mario zum Dichtring auf. Selbstverständlich ist es besser, an der unteren Verschraubung des Tauchrohrs einen Dichtring anstatt des Silikon-Gemurkses zu nehmen.
Leider passt die Zapfensenkung aber nicht für einen normalen Cu-Ring, der üblicherweise 8*12*1 mm hat.
Ich hab' eben nochmal in einem Tauchrohr nachgemessen, es sind 11,8 mm oder so. Was eigentlich gehen müsste ist ein Cu-Ring (gerne ausgeglüht und abgeschreckt) mit den Maßen 8*11,5*1, den es hier zu kaufen gibt. Der Ring müsste knapp rein gehen da.
Noch ein kleines Update: der Cu-Ring mit den genannten Abmessungen 8*11,5*1 mm geht an der Stelle, er passt in die Senkung rein.
Nun steckt Ihr die Schraube von unten durch die Bohrung im Tauchrohr und vergewissert Euch, dass der dowty washer noch richtig sitzt.
Danach fädelt Ihr das Standrohr mitsamt des überstehenden Dämpferrohrs in das Tauchrohr ein. Passt dabei auf, dass Ihr die Dichtlippen des Simmerrings nicht verderbt. Schiebt die Chose bis nach unten durch, bis es die Dämpferschraube zart nach außen schiebt. Jetzt die Dämpferschraube mit dem 7/32"-Innensechskantschlüssel in das Dämpferrohr eindrehen. Ihr merkt, wenn das Gewinde fasst. Dann die Verlängerungsshow in den Schraubstock spannen und die Dämpferschraube fest ziehen. Ich mach' das mit dem Drehmomentschlüssel und ca. 25 Nm.
Eigentlich war es das jetzt, zumindest für den einen Gabelholm. Dann könnt Ihr Euch an die Montage des zweiten Holms machen.
Danach die beiden Gabelholme wieder in die Brücken einbauen, ich fülle erst nach ein paar Stunden oder gleich am nächsten Tag das Gabelöl ein. So kann das Loctite und das Silikon etwas abbinden. Jepp, ich hab' Paranoia wegen der Leckage unten am Tauchrohr.
Das war es auch schon.
Sehr sehr gerne lass' ich mich korrigieren, falls da was falsches oder zweifelhaftes stehen sollte. Tut Euch keinen Zwang an.
Beste Grüße
Ph.
Tante Edit hat noch einen Nachsatz zu den Gewinden, falls es von Interesse sein sollte. Die Halteschraube des Dämpferrohrs mit dem Innensechskantkopf SW 7/32" unten am Tauchrohr hat ein ordinäres 5/16" UNF-Gewinde, die Ablassschrauben der Tauchrohre haben üblicherweise 2BA.