Dekompressor - für was?

Made like a gun... (oder in Indien)
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Chris Zet
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Dekompressor - für was?

Beitrag von Chris Zet »

Hallo liebe Leute,

ich bin für normal in diesem Forum meist in der Neigungsgruppe Norton, fahre 750er Commando, und da ich nebst Norton viel auf Triumph schraube a auch im Triumph Forum hier unterwegs.
Hab aber grad eine 350 Enfield mit Erstzulassung in Österreich mit 1966 auf der Hebebühne zum general überholen. Daher komm ich Euch hier mal besuchen und werde Euch sicher noch öfters auf den Nerv gehen müssen mit diversen Fragen... :)

Hab gestern den Zylinderkopf abgebaut, weil ich beim reinspitzen durchs Kerzenloch gesehen hab dass das Ex-Ventil Schrammen auf der Dichtfläche hat.
und siehe da ....wieder mal Profis am Werk gewesen die meinten eine Kerzengewindebuchse am zusammengebauten Motor reinzuschneiden....der
Brennraum ist voll mit Schneidespänen....ohne Worte...

Jetzt zu meiner Frage: diese Modell hat einen Dekompressor.....braucht man den wirklich? ich würde den gerne weglassen und das Loch schließen.

Was meint Ihr dazu? Hat das von Euch schon jemand gemacht? und gibt es so einen Stopfen fixfertig zum Kaufen?

Danke im Voraus für Eure Antworten
und
lg aus Graz, Christian
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Tim
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von Tim »

Chris Zet hat geschrieben:Jetzt zu meiner Frage: diese Modell hat einen Dekompressor.....braucht man den wirklich? ich würde den gerne weglassen und das Loch schließen.
Ich hatte zu dem Thema mal ein Schlüsselserlebnis mit der SR500 eines Kumpels. Die ging lauwarm aus und ward fortan nicht mehr zur MItarbeit zu überreden. Nach dem gefühlt mindestens 30. Kickersuch hab ich dann übernommen. Dieses alberne Deko-Schauglas-Prozedere erklären lassen, dreimal selbst versucht. Meeh. Dann drauf gesch*ssen, klassisch in die Gasfeder und über den OT getreten - hat halt ein paar Sekunden gedauert, aber ging problemlos - kick, läuft. Unnötig wie'n Kropf, der Schiet. Vielleicht bei einem auf zwei Liter gesidewinderten Harley-Motor, um den Anlasser Schwung aufbauen zu lassen, aber bei den winzigen Motörchen unserer Kisten, nee, schmeiß raus.

Zu der Geschichte ghört auch noch, dass ich mit der Shovelhead unterwegs war und die dann auch wieder antreten musste. Die kam auf den ersten Tritt, sehr zum Erstaunen unseres belustigten Augenzeugen, das ganze spielte sich vor der Einfahrt eines niederrheinischen Bauerhofes ab, wo der Altbauer gemütlich auf der Bank vor der Tür saß und ob des sich darbietenden Schauspieles doch recht amüsiert war.

Ach, und die beiden 500er Bullets meines Nachbarn - auch eine 1966er dabei - kann man problemlos mit der Hand anwerfen, das ist ein Kinderspiel.


Tim
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Chris Zet
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von Chris Zet »

Tim, genau das denk ich mir auch. und dieser Dekompressor stellt für mich glasklar eine mögliche Problemstelle dar...
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michiel
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von michiel »

Ohne Deko mußt du den Kolben dann eben über den OT wippen.
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Tim
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von Tim »

Chris Zet hat geschrieben:Tim, genau das denk ich mir auch. und dieser Dekompressor stellt für mich glasklar eine mögliche Problemstelle dar...
Eine 350er Bullet hat nebenbei bemerkt weniger Hubraum als ein Commando-Zylinder und eine deutlich geringere Verdichtung. Da würde ich selbst eine ordnunsgemäße Verwendung eines Deko-Hebels als Problem betrachten. :wink:


Tim
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Tim
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von Tim »

michiel hat geschrieben:Ohne Deko mußt du den Kolben dann eben über den OT wippen.
:-k Macht mein Nachbar immer. Die klassischen Bullets haben doch deutlich unter 8:1,oder?


Tim
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Chris Zet
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von Chris Zet »

also, ich kicke alle Mopeds immer gleich an.....mit dem Kicker den Druckpunkt suchen, Vergaser Überlauf geben (bei meiner Commando kurz den Gasgriff lupfen damit die Beschleunigerpumpe in den Venturi reinfettet), Zündung an und dann ankicken...wird bei der Enfield sicher nicht anders sein
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Goldstar
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von Goldstar »

Naja kommt halt immer drauf an wie jung man ist und wie die Kniegelnke aussehen :pfeiffen:

Also bei meinen Goldstars möchte ich nicht auf den Deko verzichten, egal ob Vorkrieg oder Nachkrieg.

Von meinem 650er Einzylinder mit erhöhter Verdichtung ganz zu schweigen, da kann man sich getrost mit vollem Gewicht (80 kg)auf den Kicker stellen und eine gefühlte Ewigkeit warten bis der über OT geht.

Ich sehe so einen Deko nicht als Fehlerquelle, denn was macht der denn eigentlich?

Er hebt nur das Auslassventil aus seinem dichten Sitz, sonst nix.

Nochmal auf die SR oder XT zurpück zu kommen, ja die lassen sich mitunter schwer überreden nach dem sie kurze Zeit gelaufen sind wieder ihre Arbeit aufzunehmen.

Der beste Tip ist, den Deko ziehen und 10 mal einfach durchtreten, dann lassen die sich in der Regel normal ankicken und laufen auch.

Das gleiche gilt auch wenn sie richrtig heiß sind.

mein Senf dazu,


Gruß Klaus
If you think, everything is under control, you are not fast enought.
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Tim
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von Tim »

Goldstar hat geschrieben:Also bei meinen Goldstars möchte ich nicht auf den Deko verzichten, egal ob Vorkrieg oder Nachkrieg.

Von meinem 650er Einzylinder mit erhöhter Verdichtung ganz zu schweigen, da kann man sich getrost mit vollem Gewicht (80 kg)auf den Kicker stellen und eine gefühlte Ewigkeit warten bis der über OT geht.
Das ist das richtige Stichwort, der Witz bei den Bullets ist ja die niedrige Verdichtung im Serienzustand.
Ich sehe so einen Deko nicht als Fehlerquelle, denn was macht der denn eigentlich?

Er hebt nur das Auslassventil aus seinem dichten Sitz, sonst nix.
Nope, das scheint die Variante zu sein, dass die ein zusätzliches Ventil im Kopf haben, also ein potentieller Leckagepfad, Glutnest, etc. (und aus diesem Thread kommt das Bild, da ist das genauer zu erkennen). So kenn ich das von den besagten Zweiliter-Sidewindern auch, die sitzen dann in einem zweiten Zündkerzenloch.
Nochmal auf die SR oder XT zurpück zu kommen, ...
Wie gesagt, ohne das Dekogehampel reichte ein Tritt.


Tim
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AHO
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von AHO »

Goldstar hat geschrieben:...Er hebt nur das Auslassventil aus seinem dichten Sitz, sonst nix....
Bei der Enfield ist das ein zusätzliches Ventil im Kopf. Die serienmäßige 350er hat auch nur 6,5:1 Verdichtung, da mag das ja noch gehen, nur warum sollte man das ausbauen? (Außer man heißt Michiel und braucht das Loch für eine Doppelzündung :zwinker: )

Bei 500, 535 oder 624 ccm und evtl. deutlich höherer Verdichtung sieht das schon anders aus.

Mit Kontaktzündung starte ich meine Bullet (535 ccm, knapp 8:1) so:
Mit gezogenem Deko und eingeschalteter Zündung so weit (und minimal weiter) treten, bis das Amperemeter von minus auf 0 geht (dann hat der Kontakt gerade geöffnet), dann ggf. tupfen oder Startvergaser betätigen (je nach Vergaser), kräftig durchtreten, et voilà, meist läuft sie dann schon. Ginge alles auch ohne Deko, aber bequemer ist es so.

Zur Frage nach dem Blindstopfen: Ja, gibt es z.B. bei Hitchcock's
https://accessories.hitchcocksmotorcycl ... compressor

PS: Bei meiner 850 Commando mit 10,25:1 Omegakolben fände ich einen Deko nicht schlecht 8)
PPS: Tim, Deine Bilder zeigen eine Unit Efi Bullet, die jemand umgestrickt hat, serienmäßig haben die einen Autodeko.

Andreas
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jan
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von jan »

Bei meiner 350er Matchy möchte ich trotz lauwarmer Verdichtung (7,5 : 1 o. ä.) nicht aufs Deko-Ventil verzichten. Da hebt sich der kKolben ganz schön mühsam über den OT... Das Ventil nur mal kurz gelupft, den Kolben mittels Kicker zart über OT gehoben, ein kräftiger Tritt - läuft.
Das mit dem Anwerfen per Hand geht ebenfalls, aber halt erst, wenn der Kolben über die Kompression weg und schon wieder in der Abwärtsbewegung ist.

Also, ich würde das Deko-Ventil (trotz abweichender Bauart) drinlassen... :pfeiffen:
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jan
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von jan »

jan hat geschrieben:Also, ich würde das Deko-Ventil (trotz abweichender Bauart) drinlassen... :pfeiffen:
...es sei denn, man kriegt den Kolben wirklich problemlos auch so über den OT hinweg.
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michiel
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von michiel »

Ein Mitgefangener hat bei seiner 1 : 6,5 verdichteten Bullet 500 die Kickstarterwelle und ein bißchen Mechanik kaputtgetreten, weil der das Dekoventil ausgebaut hatte.
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woody63
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von woody63 »

jan hat geschrieben:
Also, ich würde das Deko-Ventil (trotz abweichender Bauart) drinlassen... :pfeiffen:
Ich auch... bei guter Kompression ist es (je nach Fahrergewicht) auch bei der kleinen Ennie mühsam den Kicker über OT zu kriegen. Alternativ zum Deko-Ventil könnte auch nachträglich ein Ventilheber verbaut werden...
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vitaminski
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Re: Dekompressor - für was?

Beitrag von vitaminski »

Chris Zet hat geschrieben: eine Kerzengewindebuchse am zusammengebauten Motor reinzuschneiden....
Wenn man das schon macht dann mit viel Fett am Schneidewerkzeug und so....
zündkerzenreparatur.jpg
:mrgreen:

Achja, zurück zum Thema... ich würde das Ventil drinnen lassen. Hat bei meiner Enfield noch nie Probleme gemacht!
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