shuttle valve Gabel überholen

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Phil
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shuttle valve Gabel überholen

Beitrag von Phil »

Stand: 31. Oktober 2023

Hallo Leute,

eine wichtige Anmerkung vorab: Das How to-Ding soll zeigen, wie man das machen kann. Jedwede Verantwortung für die Richtigkeit des Vorgehens lehne ich ab, Ihr macht das ggf. auf Euer eigenes Risiko nach oder auch nicht. Korrekturen oder zusätzliche Anmerkungen sind willkommen und gern gesehen.

:halloatall:

Weiter geht es mit den Standard-Reparaturanweisungen, bzw. hier konkret mit der Anleitung zum Einbau von neuen Simmerringen und neuen Buchsen an einer BSA shuttle valve-Gabel der Jahre 1969 und 1970.
Die benannte BSA-Gabel ist aber, vom Konus der Standrohre mal abgesehen, weitestgehend baugleich mit der Triumph Gabel aus den gleichen Baujahren, so dass das ggf. auch für die nutzt.

Dem Grunde nach ist es der selbe Fläz auch bei den älteren (Stahl-) Gabeln von BSA oder Triumph, es kann eben nur sein, dass die Buchsen anders aussehen bzw. andere parts-# haben, andere shims und/oder andere Simmerringe verbaut sind.

Die Bezeichnung Stahlgabel ist übrigens schlicht der Tatsache geschuldet, dass die Tauchrohre eben aus Stahl sind und nicht aus Alu, so wie das aber den oif-Modellen los ging.

Im Falle der shuttle valve-Gabel braucht man dazu an Teilen:

ggf. Standrohre, wenn die vermackt sein sollten mit der parts-# BSA 97-3637/97-3906 bzw. Triumph 97-3904/H3904, neue Simmerringe parts-# BSA 75-5099 bzw. Triumph 97-1500, neue O-Ringe für die oil seal holders parts-# BSA 75-5199 bzw. Triumph 97-2119/H2119, 2 Stück neue Buchsen oben parts-# BSA 75-5105 bzw. Triumph 97-0441/H441, 2 Stück neue Buchsen unten parts-# BSA 75-5104 bzw. Triumph 97-0443/H443.

Es ist ein wenig irritierend, dass die BSA parts-# für 1969 und 1970 unterschiedlich sind, meiner Erfahrung nach sind die BSA-Standrohre jedoch identisch und können in beiden Baujahren verbaut werden.

Bei den Triumphen ist der Konus anders, deutlich kürzer.

Also NB: keine Triumph-Standrohre in BSA-Gabelbrücken einzubauen und umgekehrt, es geht nicht.

Warum habe ich da die Buchsen in die Teileliste geschrieben?

Nun, das ist eigentlich einfach. In der Regel fasst man ja die Gabel an, weil sie an den Simmerringen Öl verliert. Das mag oft am verschlissenen Simmerring als solchem liegen, aber wenn die Buchsen ausgeschlagen sind, hat das Standrohr mehr Luft im Tauchrohr und entsprechend schwerer hat es der Simmerring, der ja ein Radialwellendichtring ist, das Öl drin zu behalten. Ist ja logisch, wenn das Radialspiel sich vergrößert.

Dann lasst Ihr das Öl aus der Gabel ab, danach baut Ihr die Gabelholme aus. Dass das Radel raus, die Faltenbälge an den fork shrouds weg müssen und das Schutzblech auch ab muss, ist selbsterklärend.

Zuerst dreht Ihr den Stopfen ab, der auf der oberen Gabelbrücke aufliegt und ins Standrohr geschraubt ist. Der hat üblicherweise eine Schlüsselweite von 1.5“.

Die Standrohre sitzen ziemlich satt in der oberen Gabelbrücke in einem Konus, Ihr bekommt sie ohne das richtige Werkzeug kaum raus.

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Einschrauben, die große Mutter a weng nach oben drehen, oben drauf klopfen und dann rutscht das raus. Das Gewinde in den Standrohren sollte 1 1/16" mit 28 tpi sein.

Wenn Ihr das abgebildete Werkzeug nicht habt, könnt Ihr Euch ggf. selber eines basteln. Am besten nimmt man einen ollen passenden Gabelstopfen, an dem Ihr den Sechskant abgedreht hat und klopft dann da drauf.

Ihr müsst aber in jedem Falle etwas am Start haben, weil nach der Überholung muss das ja wieder rein. Und die Stahlgabel hat außenliegende Federn gegen deren Spannung Ihr die Standrohre in den Konus der oberen Gabelbrücke bekommen müsst. Die Show mit dem Besenstiel mag ja vielleicht auch manchmal funktionieren, es gibt wirklich aber bessere Lösungen.

Wenn Ihr die Gabelholme draußen habt, dann nehmt Ihr den entsprechenden Gabelholm und spannt ihn am unteren Ende in den Schraubstock.

Vorsicht! Ihr dürft nicht am Tauchrohr selber einspannen, das ist ziemlich dünn in der Wandstärke und verbiegt deshalb leicht.
Unten am Tauchrohr sitzt ein massiver Stahlklotz mit der Achsaufnahme, da spannt Ihr ein.

Dann muss der oil seal holder ab, der auf das Tauchrohr geschraubt ist, ganz normal mit einem Rechtsgewinde, also gegen den Uhrzeigersinn lösen.

Dafür gibt es ein entsprechendes Werkzeug, dass Ihr hier abgebildet seht.

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Bitte nehmt keinen Dorn, um an den ggf. am holder vorhandenen Löcher zu klopfen, damit verderbt Ihr nur den Holder.

Bei den älteren BSA-Gabeln sind die holder ohne die außenliegenden Bohrungen, da sieht das Werkzeug wie folgt aus.

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Die Zapfen fassen in entsprechende Aussparungen innen am holder. Wenn das Werkzeug nicht greifen will, dann feilt die Zapfen zart konisch an, sodass die kleinere Breite oben am Werkzeug ist. Dann beißt sich das beim Lösen rein.

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Zur Not könnt Ihr noch einen guten Bandschlüssel probieren, wenn Ihr den holder nicht ab bekämt.

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Wenn das alles nicht nutzt, dann müsst Ihr eben die nukleare Variante nehmen und Euch hinterher noch neue oil seal holders kaufen, so schade das auch wäre.

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Bei der Beispielgabel ging das aber recht gut.

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Wenn der holder abgedreht ist, kann man das Standrohr durch Auseinanderziehen vom Tauchrohr trennen.

Dann spannt Ihr das Standrohr im Schraubstock ein, selbstredend mit Schonbacken aus Alu. Ihr spannt an der Verdickung des Standrohrs, wo es in eingebautem Zustand in der unteren Gabelbrücke eingeklemmt wird.

Jetzt dreht Ihr am unteren Ende des Standrohrs die Verschraubung des shuttle valves ab. Eigentlich gibt es dafür irgendeinen funky Schlüssel, zu meiner Schmach muss ich aber gestehen, dass ich das mit einer Wasserpumpenzange mache. Das sieht man leider auch an dem Teil.

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Wenn die Verschraubung raus ist, könnt Ihr die untere Buchse vom Standrohr ziehen, dann das Kunststoffteil.

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Danach die obere Buchse und den holder runter ziehen, dabei bleibt manchmal die obere Buchse im holder stecken, man muss dann eben das Buchsending aus dem holder raus ziehen.

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Die alten Simmerringe macht Ihr dann raus aus dem holder.
Dazu baut Ihr zuerst den O-Ring auf der Gewindeseite aus und nehmt danach so vorhanden den shim raus, der da liegt.

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Dann könnt Ihr den Simmerring von unten/der Gewindeseite her mit einem Dorn oder Schraubendreher raus klopfen. Da gibt es in der Regel am Umfang einen Schlitz, wo man ansetzen kann.

So liegen die beiden ollen Buchsen und der ausgebaute Simmerring auf der Werkbank.

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Et voilà, der geputzte holder mit dem Schlitz zum Austreiben und der Nut für den O-Ring.

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Passt beim Ausbau des Simmerrings auf, den Sitz des Simmerrings nicht zu vermacken oder anderweitig zu verderben.
Dann putzt Ihr den Fläz sauber, so wie auf dem nachfolgenden Bild.

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Dann presst/klopft Ihr den neuen Simmerring rein. Der Ring hat einen Außendurchmesser von 48 mm, ich hab‘ ein Druckstück mit starken 47 mm im Fundus, damit geht das gut. Den Ring nicht verkanten dabei, aber das wisst Ihr ja selber. Man hört es ganz gut beim Klopfen, wenn der Ring dann unten ist.

Wenn der Ring sitzt, dann soweit vorhanden den shim wieder rein und den neuen O-Ring in die Nut einlegen.

Die Buchsen habt Ihr anprobiert vorher, dass die auch leicht mit dem entsprechenden Spiel auf dem Standrohr laufen. Der Vollständigkeit hier mal die Abmessungen aus dem A65 workshop manual.

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Leider leider sind ja bekanntlich pattern parts nicht immer maßhaltig. Die gerade verbauten Buchsen kamen aus der nicht unbekannten Quelle aus Gilching, und ich war erstaunt, weil die Buchsen passen und sauber laufen. Das hatte ich schon schon oft gaaaaaaaaaanz anders gesehen.

Zur Wiedermontage schiebt Ihr zuerst den oil seal holder auf das Standrohr, dazu fettet Ihr die Dichtlippe und das Standrohr unten entsprechend ein. Dann kommt die zart eingeölte obere Buchse drauf. Die hat einen Kragen, der sich am Tauchrohr abstützt, der muss zum holder zeigen, ist ja logisch.

Danach kommt das funky Kunststoffteil wieder drauf, der kleiner Durchmesser der Hülse wird nach unten zur unteren Gabelbuchse hin montiert. Danach schubst Ihr die untere Gabelbuchse aufs Standrohr, schraubt das shuttle valve wieder rein und zieht es fest. Ölt die untere Buchse auch etwas ein.

Jetzt macht Ihr das Tauchrohr erstmal tippitoppi sauber, Bremsenreiniger und Geduld sind Eure Freunde.

So sollte das am Ende aussehen.

Bild

Den Gewindebereich des holders und oben am Tauchrohr auch bitte sauber machen und am besten entfetten. Ich nehme zur Wiedermontage immer einen Hauch niedrigfestes Loctite an dem Gewinde, damit definitiv kein Öl an der Stelle austritt.
Klaro, das ist der sprichwörtliche Hosenträger zum Gürtel, weil der O-Ring das ja eigentlich erledigen sollte, aber es tut nicht weh.
Jetzt könnt Ihr die Chose wieder zusammenstecken und dabei prüfen, ob das Standrohr mit den Buchsen sauber und ohne zu haken im Tauchrohr läuft.

Wie gesagt, wenn die Buchsen maßhaltig und Stand- und Tauchrohr nicht krumm sind, wird das gehen.
Dann spannt Ihr das Tauchrohr wieder in den Schraubstock und zieht den oil seal holder mit dem richtigen Werkzeug wieder fest.

Eigentlich war es das jetzt, zumindest für den einen Gabelholm. Ihr könnt Euch entsprechend an die Überholung des zweiten Holms machen.

Wenn Ihr beide Gabelholme mit Faltenbalg und Feder fertig montiert habt, dann zieht Ihr die Gabelholme wieder ein. Dazu führt Ihr das Standrohr von unten in die untere Gabelbrücke ein, von oben her steckt Ihr das Einziehwerkzeug durch die obere Brücke und den fork shroud aka Lampenhalter. Dann schraubt Ihr das Gewindestück des Einziehwerkzeugs in das Standrohr. Ihr zieht dann an dem Werkzeug gegen den Widerstand der außenliegenden Gabelfeder., bis der Konus in der Gabelbrücke zu sehen ist. Dann dreht Ihr an der Mutter des Werkzeugs, solange bis das satt im Konus sitzt. Einziehwerkzeug weg bauen.

Dann füllt Ihr die spezifizierte Menge an Gabelöl ein und dreht den Stopfen rein, der vorher da drin war und da hingehört. Jepp, der meistens 1.5“ Schlüsselweite hat.

Das gleiche Spiel auf der anderen Seite.

Dann habt Ihr es fast schon. Schutzblech und Radel wieder rein, die Klemmung der Radachse aber noch nicht anziehen, bzw. nur einseitig. Bei der tls-Bremse zieht Ihr nur die rechte Klemmung auf der Bremsseite fest, die linke bleibt lose.

Ihr bockt das Moped dann ab, federt die Gabel durch und zieht die Verschraubung von oben nach unten durch. Nach jedem Festziehen wieder das Moped durchfedern.
Zuerst die Klemmungen an der unteren Gabelbrücke fest ziehen, zuletzt die linke Klemmung der Radachse bei der tls-Bremse.

Das hat den Charme, dass die Gabel nicht verspannt eingebaut wird so, und sie wird dann auch federn.

Das war es auch schon. Danke für Eure Geduld.

Sehr sehr gerne lass' ich mich korrigieren, falls da was falsches oder zweifelhaftes stehen sollte. Tut Euch keinen Zwang an.

Beste Grüße

Ph.
Zuletzt geändert von Phil am Mittwoch 17. April 2024, 22:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: shuttle valve Gabel überholen

Beitrag von bosn »

Super, Phil !

Ich meine das es (BSA ? ) Standrohre gibt die 1- 1/16 26 TPI Gewinde besitzen. Habe zumindist mal am Netley

welche vom Bantam-Man gekauft die hatten das so....dann musste ich mir neue Gabelstopfen drehen :mrgreen:

Die Standrohre hatten aber den Vorteil das die hartverchromt sind.

"Normale" Standrohre sind ja unbehandelt.

Ich würde das Upgrade unbedingt empfehlen.

Gepaart mit dem Umbau auf Shuttele valve (orig ab 68 ...man kann frühere Gabeln umbauen )

Desweiteren gibt es progressiv gewickelte Außenfedern - zu empfehlen (z.B. bei feked)

Baut euch vernüntftige Gabelgummis ein - die meisten sind temporärer Müll.(Auch die vom Schäff)

(Habe jetzt noch keine Erahrungen mit den "heavy duty " Versionen )

Messt bitte alle Buchsen vor dem Einbau.

Kommt nicht auf die Idee die Buchsen aus Messing oder Rotguss zu drehen. Das ist Phospor-Bronze die

sich ( gesintert) mit Öl vollsaugt ( z.B bei https://caspar-gleitlager.de/produkte/?p=1 zu bekommen )

Lohnt sich eher nicht das selber zu fertigen.


Ihr könnt ganz normales 20w50 in die Holme kippen - da braucht es kein Bel Ray Superduper

:halloatall:
Bos´n

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Re: shuttle valve Gabel überholen

Beitrag von Phil »

bos´n hat geschrieben:...Ich meine das es (BSA ? ) Standrohre gibt die 1- 1/16 26 TPI Gewinde besitzen. Habe zumindist mal am Netley

welche vom Bantam-Man gekauft die hatten das so....dann musste ich mir neue Gabelstopfen drehen :mrgreen:

Die Standrohre hatten aber den Vorteil das die hartverchromt sind.

"Normale" Standrohre sind ja unbehandelt.

Ich würde das Upgrade unbedingt empfehlen.
BSA hatte die shuttle valve-Gabel nur 1969 und 1970 an der A65 mit der 8" tls. Die parts-# für die Stopfen aka top cap nut ist beide Jahre die selbe, nämlich 97-2245 mit dem Zusatz 1 1/16" UNF * 28tpi.

Ich bin jetzt ja nicht sooooo der Wassell-Möger, aber die letzten Standrohre, die ich verbaut hatte, waren Wassell/Emgo mit einer W bzw. WW-Nummer, die waren (hart-?) verchromt, gerade, maßhaltig, Gewinde gängig, comme il faut. :shock:

Ich hab' keine Ahnung, ob der Chrom wirklich Hartchrom ist, aber nach 10 Jahren im Betrieb ist keinerlei Korrosion zu erkennen an den Dingern.
bos´n hat geschrieben:Desweiteren gibt es progressiv gewickelte Außenfedern - zu empfehlen (z.B. bei feked)
Das kann ich nur unterschreiben, meine Federn sind progressive von SRM, ich mag das eh gerne, wenn es etwas weicher ist und nicht hoppelt beim Fahren.
bos´n hat geschrieben:Baut euch vernüntftige Gabelgummis ein - die meisten sind temporärer Müll.(Auch die vom Schäff)

(Habe jetzt noch keine Erahrungen mit den "heavy duty " Versionen )
Ich bin immer noch kein Wassell-Möger, aber ich hab' die heavy duty von denen drauf, die der Herby vertickt hatte auffer Veterama.
Nach 4 Jahren im Betrieb sind noch keine Risse zu sehen.

Grüße

Ph.
Zuletzt geändert von Phil am Mittwoch 17. April 2024, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: shuttle valve Gabel überholen

Beitrag von guzzimk »

Danke für die tolle Anleitung!
BSA A65 Lightning-A65 Hornet-Bantam D7-M21-Triumph T160-Laverda Jota-MG 1000 SP1-Benelli 650 Tornado - MZ ETZ/TS 250 -Honda CBR 1000F/CB500S-Suzuki SV1000-Montesa Cota 172
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