G3-Zylinder aufbohren

The race-bred motorcycle;
British made - world famous
Antworten
Dominik.
Manxman
Beiträge: 101
Registriert: Freitag 4. September 2009, 10:04

G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von Dominik. »

Hallo zusammen.

Die folgende Fragerunde basiert auf der Thematik "seichtes Tuning". Mir geht es dabei nicht um das brachiale Herausquetschen von Leistung sondern einfach nur um ein bisserl mehr Dampf. Die Endgeschwindigkeit spielt hierbei ebenso keine große Rolle, denn so lange ein Motorrad in der Lage ist, stabile 70 Meilen per hour an den Tag zu legen, bin ich vollauf glücklich. Diese Einstellung ergab sich bei mir so im Lauf der letzten Jahre.
Vergleich: Meine MZ TS 250 ließ ich auf 300 ccm erstarken, es kamen knapp 7mm im Durchmesser raus. An möglicher Endgeschwindigkeit legte sie eigentlich nicht zu, aber der Durchzug von unten raus ist schon viel enormer, ich war verblüfft. Man kann sie schaltfauler fahren, ich komme diverse Steigungen einen Gang höher hoch als zuvor, und das, obwohl ich nun die Übersetzung einen Zahn auf dem Ritzel höher wählte! Das macht alles viel mehr Spaß, es geht einfach viel entspannter zu.

Zurück zur Matchie:
Es soll sich um eine Matchless G3 der Mitt-bis Endvierziger Jahre drehen.

Ich möchte nun bitte meine Fragerunde einläuten:

Um aus einer G3 mit 350ccm eine 500er zu machen, könnte man einen G80-Zylinder nebst Kopf und Kolben verwenden, richtig?

Wenn ich dies aber nicht unbedingt möchte, könnte man dann auch den 350er Zylinder aufbohren?
Mir ist bekannt, dass man z.B. bei einer B31-BSA einen Kolben einer 750er Triumphe einsetzen kann und sie danach sage und schreibe 440 ccm besitzt.
Ginge Ähnliches auch bei der G3?

Die G3 hat B mal H = 69x93 mm, ergibt 348ccm.
Sollte man den Zylinder auf 75mm Durchmesser erweitern, ergäbe dies 410 ccm. Bei z.B. 78mm Bohrung gäbe es 444 ccm.
So weit zur Theorie.
Wo wäre das Problem?
Gut, bei den 78mm würde es wohl ganz schön dünnwandig zugehen. Aber wo könnten andere Probleme entstehen?
Sollte man den Zylinder wirklich so weit aufbohren, würden wohl die unteren zwei Schmiertaschen in der Zylinderwand wegfallen. Könnte man diese nicht einfach nacharbeiten??
Ach so, verhält sich übrigens der ganze obige Fall eigentlich just genauso bei AJS???

So weit meine ersten Gedankenüberlegungen.
Es wäre schön, wenn mich jemand aufklären könnte und hierüber Bescheid weiß, selbiges vielleicht gar selber probiert hat.

Vielen Dank für Antworten und viele Grüße
Dominik.
Wiener Wilhelm

Re: G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von Wiener Wilhelm »

Servus,

Das Problem liegt am Zylinderhals, unmittelbar oberhalb der Muttern, die den Zylinder halten. Da wirds dünn und dünner.
Die Schmiertaschen wären MIR wurscht. Etwas nacharbeiten.
AJS und Matchless egal (in dem Fall)
Wennst nicht den einfachen Weg gehen willst (Zylinder mit Kolben, Kopf, kompletten Auspuff, Vergaser), dann bleibt noch:
Hubvergrösserung durch exzentrischen Hubzapfen, oder grösseres Pleuellager, wieder exzentrisch verarbeitet und Pleuel kürzen.
Ich hab bei meiner 350er Comp. ein ESO/Jawa-Pleuel mit passendem viel grösserem Pleuellager aussermittig eingebaut und bin dann auch auf über 450 ccm gekommen.
ESO-Pleuel war original kürzer.
Bring da im Augenblick kein Bild rein.
Noch eine Idee: Nimm einen 500er Zylinder, arbeite die Kühlrippen nach, daß sie nicht grösser sind als vom 350er, und lass den kleinen Kopf.
Benutzeravatar
jan
Julio Matchlesias
Beiträge: 10917
Registriert: Freitag 4. August 2006, 23:17
Wohnort: 65779 Kelkheim

Re: G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von jan »

Es soll da einen 71er Kolben geben, von KTM. Hat mir einer aus der Classic-Trial-Szene erzählt. Das bringt natürlich nicht viel, aber immerhin.

Das Problem wird immer sein, dass Du einen Kolben mit (annähernd) identischer Kompressionshöhe finden musst, und idealerweise auch mit identischem Kolbenbolzen-Durchmesser.

Meine ehrliche Meinung: lass´ Deine 350er als 350er, im Gegensatz zu Deiner Emme wirst Du nicht sooo viel Zuwachs an Drehmoment und Leistung finden (selbst eine G80 ist nicht um Welten schneller/stärker/durchzugsfreudiger als eine G3). Die Lauf"ruhe" der 350er ist relativ hoch, und auch sie zieht mit ihrem 93er Hub schon wie ein Ochse.

Meine G3 musste ich aufs 3. Übermaß schleifen lassen, das sind dann immerhin auch schon 70,5 mm Bohrung und damit 363 cm³. Den passenden Kolben dafür gibt´s bei Jampot Spares, von GPM. Läuft prima damit.
May our engines never run out of oil, fuel and sparks!
hellmut
Manxman
Beiträge: 136
Registriert: Sonntag 25. Februar 2007, 11:43
Wohnort: Rankweil, Österreich

Re: G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von hellmut »

hallo Dominik !
nun auch noch mein Senf zur Sache !

Erst ab 1948 od. 49 war das Motorgehäuse für 350 u. 500er Zylinder das selbe. Bei älteren Motorblöcken muss da mehr gemacht werden (aufspindeln ...?)
Bei den späteren Baujahren gehts ganz einfach, ich hab zB. einen 500er mit 51er G3 Gehäuse - aber die 350er Kurbelwelle ist für den leichteren Kolben gewuchtet und dann vibrierts wahrscheinlich doch etwas mehr ...... :shock:

Für meinen 65er 350er Kurzhubmotor gibts Probleme mit der Beschaffung von Kolben, darum habe ich mir auch schon einige Varianten überlegt und habe mal die Kolben meiner 750er Triumph (die zerlegt in der Garage liegt) gewogen, die haben ziemlich genau das selbe Gewicht.
Der Kolbenbolzen ist jedoch dünner, kann man mit neuer Small End Buchse lösen aber der Abstand von der Kolbenbolzenachse bis zum oberen Rand des Kolbens ist um rd. 12 mm geringer, dafür bräuchte man ein entsprechend längeres Pleuel oder man müßte den Zylinder um dieses Maß oben kürzen, das wäre ziemlich genau eine Rippe weniger. Dann noch die Stößelstangen ........ :idea:

Und die Idee von Wilhelm mit 500er Zylinder, aber 350er Kopf wäre bestimmt eine gute Lösung - davon gibt es ja auch schon Erfahrungswerte - soll sehr schön laufen ....... =D>

und 70 Meilen Spitze sind mit einer 350er kurzzeitig möglich, aber 70 Meilen Dauergeschwindigkeit sind auch mit einer 500er kaum machbar .........

Helmut
Benutzeravatar
jan
Julio Matchlesias
Beiträge: 10917
Registriert: Freitag 4. August 2006, 23:17
Wohnort: 65779 Kelkheim

Re: G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von jan »

hellmut hat geschrieben:und 70 Meilen Spitze sind mit einer 350er kurzzeitig möglich, aber 70 Meilen Dauergeschwindigkeit sind auch mit einer 500er kaum machbar ...
So sieht´s aus. Mit einem "average cruising speed" von 45 bis 55 mph ist man mit unseren H/W-Singles gut unterwegs (und kommt eigentlich überall rechtzeitig an - und ist nicht ohnehin der Weg das Ziel?!). Schnitte von 60 mph sind schon als verschärftes Tempo anzusehen. Für alles, was darüber ist (sein soll), empfehle ich Singles vom Schlage einer Goldstar, Inter/Manx, Venom Thruxton o.ä.
May our engines never run out of oil, fuel and sparks!
Dominik.
Manxman
Beiträge: 101
Registriert: Freitag 4. September 2009, 10:04

Re: G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von Dominik. »

Hallo Jungs, danke für eure Antworten, sind ja interessante Neuigkeiten.

Ich lasse es mir mal durch den Kopf gehen.
Momentan wüsste ich eine tolle G3L von 1946 in Holland, für 3100 Euro, das ist ein super Preis, meine ich. Auch, weil sie super da steht und der Motor erst 1000km seit Überholung runter haben soll. Nur die Kohle habe ich noch nicht zusammen :roll: Und wenn doch, dann ist sie bestimmt weg. Aber dann findet sich bestimmt eine andere, hoffe ich doch.

Viele Grüße und danke euch
Dominik.
hellmut
Manxman
Beiträge: 136
Registriert: Sonntag 25. Februar 2007, 11:43
Wohnort: Rankweil, Österreich

Re: G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von hellmut »

und

schau doch ab und zu ins deutsche JAMPO-Forum

http://65936.homepagemodules.de

Gruß
Helmut
Benutzeravatar
Goldstar
SCHRÄGLAGENKÖNIG!
Beiträge: 5089
Registriert: Montag 8. Januar 2007, 08:00
Wohnort: Gießen

Re: G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von Goldstar »

hellmut hat geschrieben:
und 70 Meilen Spitze sind mit einer 350er kurzzeitig möglich, aber 70 Meilen Dauergeschwindigkeit sind auch mit einer 500er kaum machbar ...

Veto:

Ich weiss Jan denkt derschon wieder:
selbst 75 meilen auf Dauer waren für meine 350er CS kein Problem.
Es gab übrigens Leichtmetallzylinder für die normalen Modelle zum nachrüsten.
Die wurden einfach an Stelle der Gusszylinder aufgeschraubt, mit aussenliegenden Schrauben und keine durchgehenden Zugankern wie bei den CS Modellen.
Hab ich glaube noch irgendwo rumliegen.
Aber wie die anderen schon schruben ist das alles recht kompartibel auch ohne größeren Aufwand.

Grüße Klaus
If you think, everything is under control, you are not fast enought.
Benutzeravatar
mecki
Two Stroker
Beiträge: 6
Registriert: Mittwoch 28. November 2007, 12:42
Wohnort: stuttgart

Re: G3-Zylinder aufbohren

Beitrag von mecki »

Wenn wir schon bei den Dauergeschwindigkeiten sind muss ich euch auch noch eine Story aufs Auge drücken, so in etwa es begab sich aber zu der Zeit. Die 112 Km/h bin ich immer und zu jeder Jahreszeit auch auf lange Distanzen gefahren. Nicht dass die 16Ms oder !8S nicht noch etwas schneller gerannt wären aber bei 70 Meilen laufen die Einzyl. AJSen einfach am angenehmsten. Besonders wenn man an der handverstellbaren Zündung so lange herumspielt bis sich ein seidenweicher Lauf einstellt. Nur einmal war alles ganz anders.Auf der Rückfahrt von der niederländischen Jampot Ralley pünktlich nach dem Grenzübertritt auf deutscher Autobahn schüttelte und vibrierte die 18S unerträglich. Nachforschungen ergaben am Ölmangel liegst nicht, nur zum Teufel warum ist ist das Öl im Tank silbern.Hilft ja alles nichts wir müssen weiter.Allerdings wollte sie nicht mehr anlaufen und musste mit vereinten Kräften angeschoben werden und war kaum in der Lage ohne Kupplungsschleifen zu beschleunigen.Aber man glaubt es kaum bei 90 km/h angelangt lief sie ganz manierlich.Aber nur minimal schneller oder langsamer wurde zur Katastrophe. Ergo habe ich versucht die 90 unter allen Umständen einzuhalten auch unter Zuhilfenahme dess Standstreifens wenns auf der Bahn mal stockte. In Bruchsal verliessen wir dann die BAB und ich quälte mich noch auf der B 10 bis ins Herzl. Alte Fahrensleute kennen das Herzl. Dort war dann endgültig Schluss und mein Freund Karl hat mich dann am Abschleppseil an seiner Federnabentriumph vollends nach Stuttgart geschleppt. Spätere Nachforschungen ergaben dann dass im Pleuellager auch nicht eine Rolle mehr war und das Höhenspiel ca 1cm betrug. Im ganze Motor samt Öltank und Primärtrieb war alles aus Silber und die Ventiltaschen im Kolben waren auch vergrössert
Grüsse, Mecki

Gruß, Mecki
Antworten