Hallo zusammen

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MadEarl
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Hallo zusammen

Beitrag von MadEarl »

Servus aus München!

Ich hatte bisher das Oldtimer- und das Motorrad-Hobby getrennt gehalten. Neben einem 57er Dodge Coronet, einem 67er Citroën DS Break und einem ebenfalls 67er Heckflossen-Benz hatte ich eine neu gekaufte Harley Fat Bob und danach und aktuell noch eine 93er Yamaha TDM 850 und eine 2019er XT 1200 Z. Die Oldies sind inzwischen alle aus verschiedenen Gründen verkauft. Einer davon ist, dass ich die im Winter nicht fahren wollte, und in den salzfreien Monaten fahr ich lieber Motorrad.

Die TDM wird mich vermutlich bald wieder verlassen, die ist fertig durchrepariert, also habe ich wieder einen Platz in der Garage, und warum dann nicht einfach beides kombinieren und ein altes Motorrad hätscheln? Mir haben es die BSA angetan, seit ich auf einer Tour auf eine Fähre zum ersten mal eine gesehen und gehört habe. Mein momentaner Stand ist, dass ich mich wohl beizeiten nach einer A65 mit Oil-in-Frame oder mglw. auch einer älteren umschauen werde. Erst mal hab ich aber noch keine große Ahnung davon, hab mir ein paar Bücher bestellt und werd hier mitlesen um so Fragen zu klären wie:
  • Worauf muss ich beim Kauf achten
  • Was sind generell die Schwachstellen
  • Wie und wo ist die Teileversorgung
  • Ist es sinnvoll, in der Ex-EU zu schauen oder lieber innerhalb
  • Wie ist die Preislage
Wenn ich preislich schon an einer neuen Royal Enfield Interceptor kratze, wäre das evtl. auch eine Alternative ... hoffe, das ist nicht ketzerisch. Lieber würde ich Geld durch etwas Schweiß ersetzen unter den Gegebenheiten, die meine kleine Werkstatt daheim hat.

Viele Grüße
Wolfgang
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woody63
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von woody63 »

Hab jetzt die BSA Preise nicht so im Kopp, aber für eine einigermaßen gepflegte und fahrbare kratzt Du sicher an/über dem Neupreis einer RE Inter.
Musst halt selber wissen was du magst, echten Klassiker oder moderne Retro.

Gruß Woody
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T140-Oli
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von T140-Oli »

Deine Fragen sind schon sehr detailliert dafür, dass du noch nicht mal weißt, ob es überhaupt ein Oldie sein soll...Daher nur mal so dahin gesponnen ein paar Gedanken:
  • Ein 650 Twin mag zu seiner Zeit ein sportliches Krad gewesen sein und die Leistung langen auch heute noch für durchaus flotte Landstraßenkilometer. Die Leistungsdaten sind aber weit davon entfernt, was deine 1200er XTZ oder die TDM 850 leisten. Das gilt für die Enfield allerdings auch...
  • Wieviel km gedenkst du denn zu fahren? Das sieht sicher jeder anders, aber nach meiner Erfahrung hast du mit den Oldies einfach mehr Wartungsaufwand pro km. Das wird durch den zusätzlichen Spaß aufgewogen, aber dennoch muss man den Wartungsaufwand leisten können, sonst ärgert man sich über ausgefallene Touren, weil die schöne Kiste grade nicht fahrbereit ist.
  • Ich glaube nicht, das man durch das Fahren einer alten Britin Geld spart im Vergleich zu einem aktuelleren Motorrad.
  • Ersatzteilversorgung für die Briten aus den 60er und 70er Jahren finde ich überraschend gut, wobei es einzelne Teile gibt, die schwer zu bekommen sind. Und die Teile, die man bekommt, sind oft nicht die passgenauesten...Zudem hat sich durch den Brexit die Situation grade akut verschlechtert, grade, wenn es um die rasche Lieferung geht. Aus meiner Sicht ist noch nicht ausgemacht, ob sich das wieder einrenkt oder ob jetzt schlicht einzelne Lieferanten in GB für uns Festländer weggebrochen sind.
Was ich an deiner Stelle machen würden täte: Mach mal eine Probefahrt mit der Enfield, vielleicht passt das ja. Ansonsten such dir eine möglichst fahrbereite BSA, um das man eine Saison zu testen. Versuch macht kluch.

Grüße und willkommen im Forum
Oli
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Se Nü
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Se Nü »

MadEarl hat geschrieben:... Mir haben es die BSA angetan ... nach einer A65 mit Oil-in-Frame oder mglw. auch einer älteren umschauen werde...
Sehr gute Entscheidung, wollte ich auch erst nicht glauben, Phil hat mich aber auf den rechten Weg geführt und ich hab’s keine Sekunde bereut. Die A65 ist auf jeden Fall die bessere T120 ;-D
Lass den neumodischen Kram sein, die kommen und gehen, Dein Herz hängt dann eh an den alten Öfen.
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Rev. SeNü
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Phil
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Phil »

Hoi Wolfgang,

zuerst mal ein Willkommen. Hab' Spaß hier im Forum und überhaupt...


So wie Oli schrub, ob Du happy mit einer alten Brätin werden kannst, hängt im Wesentlichen von Deiner geplanten Nutzung, Deiner Fähigkeiten an und Ausstattung mit Zollwerkzeug, Deinem Netzwerk und nicht zuletzt von Deiner Leidensfähigkeit ab.

Lass' es mich so sagen, es gibt IMHO nichts, was eine A65 besser könnte als eine Interceptor oder eine W650 oder W800.
Der Wartungs- und Reparaturaufwand ist deutlich höher, das Fahrwerk, Bremsleistung sind schlechter, dicht sind die nicht vollständig zu bekommen. Und sie sind saumäßig laut. Wie ja die Debatten im letzten Jahr gezeigt haben, sind nicht mehr alle unsere Mitbürger, vor allem nicht die, die an beliebten Mopedstrecken wohnen, willens, sich das bieten zu lassen.

Klaro kannst Du auch weite Strecken mit einem alten Hocker fahren, allerdings deutlich langsamer, als das mit einem modernen Retro-Bike möglich wäre.

Was so eine BSA interessant macht, das ist relativ wenig Gewicht, viel Drehmoment und der einfache, wartungsfreundliche Aufbau. Das ist Technik zum Anfassen und weitgehend selber in Schuss halten.
Die Schrullen, die die Dinger haben, machen sie sympathisch. Ob man nun die Schrullen nett oder sie kultig findet, oder ob man sich der gewissen Herausforderung, Dinge aus der Vergangenheit am Laufen zu erhalten, es hat seinen Reiz, wenn man sich drauf einlässt.

Ach ja, man trifft auch teilweise sehr nette und witzige Leute, die sich auch mit dem brätischen Kram beschäftigen- Zum Beispiel hier... ;-D ;-D

Eine neue Interceptor wird preislich günstiger sein als eine A65, die gut funktioniert und was gleich sieht. Bei einer schönen, technisch guten bis ehr guten A65 fehlt wenig zu 5-stellig.

Deine Fragen. Es ist clever, sich vorher zu informieren, als hinterher irgendeine Grotte gekauft zu haben. Lies Dich schlau, das ist der erste Schritt. Auch hier ist jede Menge dazu über die gloriose SuFu zu finden.

Achten solltest Du auf das Übliche. Komplett, gut da stehend, funktionabel, möglichst dicht, keine großen Klappereien, saubere Papiere.

Schwachstellen? Na ja, viele. Es hängt aber vom Modell ab. Die Kurbelwellenlagerung ist öfter kritisch, Ölpumpen, Pleuel, bei den oif-Dingers, die übrigens deutlich verbauter sind als die dry frame-Mopeds udn leider auch einen starken Liter Öl weniger mit sich rumtragen, haben gerne mal einen Riss am Rahmen im Bereich der Schwingenlagerung, der dann Öl austreten lässt. Die hübschen kleinen Tanks der oif-Dinger reißen schon mal und gehen dann ihres Inhalts verlustig.

Teileversorgung ist ganz okay, pattern parts sind zum Teil unterirdisch von der Qualität her und streuen diesbezüglich auch sehr. Blechteile, Auspuffkrümmer, etc. sind als pattern parts schlicht eine Katastrophe. Das originale Teil ist das bessere Teil.

Kaufen würde ich so ein Moped nicht im Ausland, und erst recht nicht per I-Bäh oder Internetz. Entweder findest Du einen seriösen Händler hier, davon gibt es welche, oder noch besser von einem, der das Moped lange gefahren hat. Manchmal gibbet im BSA-Owners Club einen, der sowas abgibt. Das ist in der Regel gut, die Jungs sind ehrlich.
Nimm zu einer evtl. Besichtigung einen mit, der was von A65 versteht, der kann beurteilen, welches Klappern normal und welches teuer ist.

Grüße

Ph.
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Se Nü
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Se Nü »

Ne W hatte ich auch mal, langweiliges Moped, da geht ja nix kaputt :naja:
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Rev. SeNü
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MadEarl
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von MadEarl »

Schon mal danke an alle für die Antworten, das hilft schon weiter. Ich kenn das von den alten Autos her, klar sind die anders zu fahren als was Modernes. Die XT geb ich auch nicht her, die ist mein zuverlässiges Schlachtross für weite und schlechte Strecken und Alltag. Das Zweitbike kann von dem her ruhig ein Projekt sein, aber eins, das ich nicht sofort komplett auseinanderreißen muss, sondern auch fahren kann. Weite Strecken mit einem alten Gefährt mache ich erst, wenn ich alle Schrauben kenne.

Neben dem selber Schrauben ohne On-Board-Diagnose und tonnenweise Spezialwerkzeug geht's mir auch ein bisschen um Abrüsten. Die XT hat 110 PS, das finden heute viele lahm, dabei kann ich mich damit nur bei großer Zurückhaltung im Rahmen der StVO bewegen. Die BSA wär was fürs Herz, der Klang der Zweizylinder hat's mir angetan, und ich find die einfach sehr hübsch. Dazu ein bisschen zierlicher als was ich sonst so bewege oder bewegt habe. Ich bin noch auf keiner draufgesessen, das könnte auch noch ein Problem sein, ich hab sehr lange Beine und das muss natürlich passen.

Aber das hat alles keine Eile, erst mal lernen worauf man sich einlässt ist Teil vom Hobby, und die Pandemie macht manche Dinge im Moment halt schwieriger. Dafür hat man mehr Zeit für die Theorie. :)

Schöne Grüße
Wolfgang
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Phil
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von Phil »

MadEarl hat geschrieben:... Das Zweitbike kann von dem her ruhig ein Projekt sein, aber eins, das ich nicht sofort komplett auseinanderreißen muss, sondern auch fahren kann. Weite Strecken mit einem alten Gefährt mache ich erst, wenn ich alle Schrauben kenne.
Wie gesagt, das ist alles schon möglich, es bedarf Geduld, Zeit und eines gewissen Maßes an Hingabe.

Es gibt immer wieder A65, die leidlich original sind, nicht allzu sehr verbastelt, aus denen man mit etwas Zeit und Muße was machen kann, teilweise auch für relativ schmales Geld. Der Martin aka unser Forenbetreiber hatte letztes Jahr eine A65 hergegeben, die hätte das von Dir genannte Lastenheft prima abgedeckt.
MadEarl hat geschrieben:... Die BSA wär was fürs Herz, der Klang der Zweizylinder hat's mir angetan, und ich find die einfach sehr hübsch. Dazu ein bisschen zierlicher als was ich sonst so bewege oder bewegt habe. Ich bin noch auf keiner draufgesessen, das könnte auch noch ein Problem sein, ich hab sehr lange Beine und das muss natürlich passen.

Tja, der Klang. Wie ausgeführt, eigentlich sind die zu laut. Schön ist aber der Klang der gleichmäßigen Zündfolge. So eine Interceptor, die aktuellen Hinckley-Triumphen und was es sonst noch so gibt, haben die Kack-270°-Kurbelwellen. Die holpern wie eine Guzz oder eine Ducati, sprich: sie beleidigen das Ohr. Die Kawasaki W-Modelle haben einen normalen 360°-Zündversatz.

Sitzen: die dry frame-A65 sind relativ klein, aber nicht wirklich unbequem. Die oif-Dinger sind höher, aber die Rasten sind sehr weit oben. Als langer Mensch ist das jetzt nicht wirklich angenehm.
Apropos Rasten: die brätischen Möhren haben eigentlich alle die Rasten zu weit vorne, das ist gewöhnungsbedürftig.
Probesitzen oder Fahren kann Dir da die Entscheidung leichter machen. Wobei man auch die oif-Rasten 3 cm oder so tiefer bekommt, dann geht es auch, zumindest als normalgewachsner Mitteleuropäer mit knappen 1,90 m.
MadEarl hat geschrieben:... erst mal lernen worauf man sich einlässt ist Teil vom Hobby, und die Pandemie macht manche Dinge im Moment halt schwieriger. Dafür hat man mehr Zeit für die Theorie...
Wie schon gesagt, prinzipiell ist das der richtige Weg. Schlau machen, wie sich das darstellt mit dem Objekt der Begierde. Klaor sind gerade keine Stammtische etc., wo Du Dich vernetzen kannst, lesen kannste aber allemal auch in pandemischen Zeiten.

Grüße

Ph.
MadEarl
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Re: Hallo zusammen

Beitrag von MadEarl »

Danke, Phil!
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